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Bei diesen Werbeaussagen wird einem schwindelig

„Schwindelbeschwerden?“ „Doch ein Arzneimittel mit natürlichen Wirkstoff en kann wirksam helfen,“ behauptet der Anbieter von Taumea®. Auch „Seefahrer des 16. Jahrhunderts“ und „Urvölker Nordamerikas“ werden als Zeugen aufgerufen. Doch was ist dran?

Werbung für das homöopathische Mittel Taumea® gegen Schwindelbeschwerden
Anzeige aus: Neue Westfälische, 15.2.2021
  • Wirksame Hilfe? Nur im Kleingedruckten kann man erkennen, dass es sich um Homöopathie handelt.
  • Von Seefahrern erprobt? Nur: Im 16. Jahrhundert gab es noch keine Homöopathie.
  • Keine Nebenwirkungen? Die Pflanzen sind so stark verdünnt, dass kaum etwas Nebenwirkungen verursachen könnte.

Dass es sich bei Taumea® um ein homöopathisches Präparat handelt, ist sorgsam in der Fußzeile versteckt. In dem Komplexmittel verbirgt sich hinter Anarmirta cocculus die Pflanze Scheinmyrte, hinter Gelsemium sempervirens gelber Jasmin. Für die Herstellung wurden die Pflanzen mit Alkohol extrahiert und dann noch weiter verdünnt: Der Scheinmyrten-Extrakt im Verhältnis 1:10.000, der Jasmin-Extrakt im Verhältnis 1:100.000 – und diese Verdünnungen machen jeweils nur zehn Prozent des Komplexmittels aus. Wenn Seefahrer Scheinmyrte tatsächlich vor 500 Jahren eingesetzt haben sollten oder die nordamerikanischen Ureinwohner Jasmin, dann sicher in deutlich größeren Mengen. Das einzige, was eine gewisse Substanz hat: Taumea® enthält 18% Alkohol.1

Auf der Website des Anbieters von Taumea® findet sich zur Wirksamkeit von Scheinmyrte nur ein Verweis auf ein Homöopathie-Nachschlagewerk im Internet. Dieses werbefinanzierte Angebot nennt lediglich die Anwendungsgebiete von Scheinmyrte und keinerlei Quellen. Zu Jasmin zitiert der Anbieter eine 20 Jahre alte Studie an gestressten Mäusen.

Wichtig zu wissen: Das Arzneimittelgesetz stellt bei der Zulassung von homöopathischen Mitteln an die Wirksamkeitsbelege wesentlich niedrigere Anforderungen als bei Arzneimitteln mit chemischen Wirkstoffen.2 Dennoch dürfen die Anbieter dann mit konkreten Krankheitsbildern werben.3 Dass homöopathische Arzneimittel über einen Placeboeffekt hinaus wirken, gilt wissenschaftlich als nicht belegt.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2021 / S.28