alli® – Kein neuer Weg zum Abnehmen
Unter dem Markennamen alli® wird seit April ein neues Medikament zum Abnehmen angeboten – rezeptfrei! Der Wirkstoff Orlistat ist schon elf Jahre als Xenical® auf dem Markt, wurde aber erst kürzlich für das geringer dosierte alli® von der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA von der Rezeptpflicht entbunden. Der Hersteller freute sich über seinen Erfolg und startete eine Werbeoffensive: „Egal, wie viel Sie aus eigener Kraft abnehmen: Mit alli können Sie jetzt bis zu 50% mehr erreichen.“1 Schön wär‘s.
- Neu? Den Wirkstoff gibt es schon seit elf Jahren
- Hat diese Frau Übergewicht? Das Medikament darf nur bei deutlichem Übergewicht genommen werden. Beispielsweise bei einer Körpergröße von 1,70 m und über 80 kg Gewicht.
- Übertreibung: Orlistat wirkt nur, solange es geschluckt wird. Der Gewichtsverlust ist nicht von Dauer, zumal alli® nur ein halbes Jahr eingenommen werden darf.
- 50% wovon? Die Hälfte mehr abnehmen klingt gut. Doch es handelt sich nur um etwa 2 kg in sechs Monaten.
- Fettblockade? Orlistat bewirkt, dass der Körper weniger Fett aus der Nahrung aufnimmt. Fett landet so direkt im Stuhlgang – und nicht selten in der Hose.4
- Gut versteckt: alli® nicht für alle alli® ist nur zugelassen für Menschen mit deutlichem Übergewicht. Und wer weiß schon genau, was „ein Body Mass Index (BMI) von 28 oder darüber“ bedeutet?6
Der Erfolg von alli® – gemessen als verlorene Kilogramm – ist dürftig. Innerhalb von sechs Monaten sinkt das Körpergewicht im Durchschnitt 2 bis 2,5 kg mehr als durch Diät2 – und das nur vorübergehend!3 Besonders kleingedruckt sind die Nebenwirkungen. Da Orlistat die Fettverdauung bremst, wird mehr Fett als üblich mit dem Stuhl ausgeschieden. Der fettige Darminhalt fördert durchfallähnlichen Stuhlgang. In Verbindung mit den ebenfalls auftretenden Blähungen lässt sich unkontrollierbarer Abgang öliger Flüssigkeit oft nicht verhindern. In den USA empfehlen die Hersteller deshalb, dunkle Hosen zu tragen und Wechselkleidung mit zur Arbeit zu nehmen.5 Außerdem wird die Aufnahme fettlöslicher Vitamine verringert, deshalb sollen zusätzlich die Vitamine A, D, E und K eingenommen werden. Diese Information findet sich im Beipackzettel, fehlt aber in dieser Anzeige.
Stand: 1. August 2009 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2009 / S.16