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Versteckte Werbung für Cholesterinsenker

Gesundheitlicher Nutzen niedriger Werte umstritten

Hohe Cholesterinwerte sind einer von mehreren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – so viel ist richtig. Aber anders als diese schlecht verbrämte Werbung für den Wirkstoff Bempedoinsäure suggeriert, ist der gesundheitliche Nutzen einer Cholesterinsenkung auf möglichst niedrige Werte umstritten.

  • Niedriger besser? Diese Behauptung ist wissenschaftlich umstritten.
  • Senken um jeden Preis? Diese Empfehlung stammt von einer industrienahen Fachgesellschaft.
  • Tod verhindern? Nicht alle ­Wirkstoffe können die Sterblichkeit reduzieren.
  • Wer ist betroffen? Nicht jeder braucht ein Medikament und längst nicht alle haben ein hohes Risiko.

Für verschreibungspflichtige Medikamente wie Bempedoinsäure dürfen Anbieter außerhalb der medizinischen Fachwelt nicht werben. Deshalb geht es in der Werbung vordergründig nur um erhöhte Cholesterinwerte und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Wer nicht genau hinschaut, kann leicht den Eindruck gewinnen, dass eine starke Cholesterinsenkung mit dem nicht genannten, aber eindeutig beschriebenen Medikament immer nötig wäre. Bempedoinsäure ist allerdings nur für eine relativ kleine Gruppe von Betroffenen mit hohem Risiko zugelassen. Die zitierte ESC-Empfehlung1 zur Cholesterinsenkung auf sehr niedrige Zielwerte beruht auf einem Konsens unter Expert:innen, gute Belege zum Nutzen fehlen. Im Gegensatz zur Standardtherapie mit Statinen ist für Bempedoinsäure auch nicht nachgewiesen, dass sie die Sterblichkeit senkt.2,3 In Kombination mit Statinen macht der Wirkstoff Muskelbeschwerden aber wahrscheinlicher.4

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2024 / S.28