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© kkshepel/ iStockphoto.com

Verhütung mit Tücken

Probleme bei Verhütungsstäbchen und Kupferspiralen

Längerfristige Verhütungsmethoden sind vermeintlich bequem in der Anwendung. Doch Nutzerinnen müssen dabei aufmerksam sein. Das zeigen die Beispiele des Verhütungsstäbchens und bestimmter Kupferspiralen.

Nicht jeden Tag an die Pille oder jedes Mal an Kondome denken müssen: Das ist vermutlich ein wichtiger Beweggrund von Frauen, die sich für eine längerfristige Verhütungsmethode wie das Verhütungsstäbchen oder eine Kupferspirale entscheiden. Dabei ist es wichtig, auch die möglichen praktischen Probleme mit diesen Verhütungsmethoden zu kennen. Und davon gab es in den letzten Jahren einige, wie unsere Mutterzeitschrift, das arznei-telegramm®, berichtet.

Gefährliche Wanderung

Das hormonhaltige Verhütungsstäbchen Implanon® ist etwa streichholzgroß und wird von Arzt oder Ärztin direkt unter die Haut des Oberarms eingesetzt.

Allerdings kann das Stäbchen unbeabsichtigt wandern – besonders wenn es zu tief eingelegt wurde, etwa in die Muskulatur.1 Dann kann es schwierig werden, das Stäbchen zu lokalisieren und zu entfernen. Das ist zum einen misslich, wenn die Frau ihre Verhütung beenden will, etwa weil sie einen Kinderwunsch hat. Zum anderen kann die zu tiefe Einlage auch die Nerven im Arm schädigen und zu Empfindungsstörungen führen.

Noch gefährlicher ist es, wenn das Stäbchen durch die falsche Einlage weiterwandert. Davor warnte Anfang 2020 ein Rote-Hand-Brief: Darin wird berichtet, dass in den letzten 20 Jahren bei rund 100 Frauen das Stäbchen durch die Muskulatur in den Brustraum oder sogar bis in die Lungenarterie gelangt ist. Das macht nicht nur das Entfernen schwierig. Ein Fremdkörper in der Lungenarterie kann auch eine lebensgefährliche Lungenembolie verursachen.

Noch da?

Inzwischen sind die ursprünglichen Anweisungen zum Einlegen des Verhütungsstäbchens in den Fachinformationen für Ärztinnen und Ärzte noch ausführlicher gefasst. Doch anders als in den USA ist ein entsprechendes Ärztetraining zum sicheren Einlegen hierzulande immer noch nicht verpflichtend, es wird nur dringend empfohlen.

Frauen, die ein Verhütungsstäbchen nutzen, müssen von Arzt oder Ärztin einen Patientenpass erhalten, auf dem Ort und Datum der Einlage vermerkt sind. Außerdem sollten sie gelegentlich checken, ob sie das Stäbchen unter der Haut ertasten können. Wenn das nicht möglich ist, sollten sie in der Arztpraxis die Lage des Verhütungsstäbchens schleunigst überprüfen lassen.

Achtung Bruchgefahr

Bei Kupferspiralen gibt es ein anderes Problem: Bei einigen Modellen brachen Teile in der Gebärmutter ab. Dadurch steigt das Risiko, dass die Kupferspirale unbeabsichtigt ausgestoßen wird und damit die Verhütung versagt.2

In Frankreich wurde der Vertrieb der Produkte ganz eingestellt, in Deutschland dagegen wurden nur die Produktionschargen der Spiralen vom Markt genommen, bei denen Brüche gemeldet wurden.3 Die deutsche Zulassungsbehörde für Medizinprodukte rät zusätzlich allen Frauen, die Kupferspiralen der Modelle Ancora®, Novaplus® und Gold T® verwenden, den korrekten Sitz der Spiralen ärztlich prüfen zu lassen.

Eine Überprüfung ist auch sinnvoll, wenn Probleme auftreten, die auf eine Ausstoßung hindeuten: Dazu gehören Bauchschmerzen, Zwischenblutungen sowie Schmerzen oder Blutungen beim Sex. Regelmäßig nach jeder Regelblutung sollten Frauen überprüfen, ob der Rückholfaden ihrer Spirale noch in der Scheide zu ertasten ist.

Verhütungsstäbchen
GPSP 1/2011, S. 7

Bruch von Vaginalringen
GPSP 1/2020, S. 14

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2020 / S.25