Tuberkulose
Multiresistente Erreger
Weltweit sterben jedes Jahr geschätzt 1,5 Millionen Menschen an Tuberkulose (Tbc oder TB). Sehr viel mehr erkranken an der ansteckenden Lungenkrankheit – hauptsächlich in armen Ländern, aber zunehmend auch in Südost- und Osteuropa. (GPSP 5/2015, S. 19)
Früher war TB auch in Deutschland allgegenwärtig. Im 19. Jahrhundert lebten hierzulande insbesondere die Arbeiter und ihre Familien unter unhygienischen und sehr beengten Wohnverhältnissen in den ständig wachsenden Städten. Viele junge Menschen – körperlich geschwächt durch miserable Arbeitsbedingungen – erkrankten an Tuberkulose und steckten ihre Kollegen und Angehörigen an. Ärzte und die Politik setzten damals auf Hygiene, saubere Luft und gutes Essen. In neuerbauten Lungenheilanstalten sollten sich die Kranken erholen und ihre Arbeitskraft wieder hergestellt werden. Endgültig geheilt wurden sie allerdings meist nicht.
Wie es damals dort zuging, kann man bei Thomas Mann im „Zauberberg“ nachlesen oder in den Beelitz-Heilstätten im Südwesten Berlins (Foto) nachempfinden.
Dass diese bestaunenswerte Anlage – zugleich ein Mahnmal für eine „Seuche“ und eine architektonische und technische Meisterleistung – in den letzten 15 Jahren dem Vandalismus preisgegeben wurde, ist unverständlich: Weder Politiker noch frühere Besitzer haben das verhindert.1
Bis Mitte des letzten Jahrhunderts konnten Arzneimittel dem TB-Erreger (Mycobacterium tuberculosis) nichts anhaben, auch Operationen halfen wenig. Erst nach dem 2. Weltkrieg erreichte uns das Antibiotikum Streptomycin, das 1943 in den USA auf den Markt gekommen war. Es nahm der Tuberkulose zumindest teilweise ihren Schrecken. Erst eine Kombination mehrerer Medikamente ermöglichte später eine wirksame Behandlung. Doch der Erreger hat mittlerweile vielerorts gegen diese Tuberkulosemedikamente Resistenzen entwickelt. Das erschwert und verteuert die Therapie und bedroht die ganze Welt. Unter anderem fehlt es an Forschung – auch deshalb, weil TB derzeit kein wesentliches Problem der reichen Industrienationen ist. Mehr zu den notwendigen Schritten lesen Sie in der Spezialausgabe des Pharma-Brief „Tuberkulose weltweit. Ein globales Gesundheitsproblem im Fokus“.2
Stand: 7. September 2016 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2016 / S.08