Sinupret® für die Nase?
Zuviel versprochen
Die Firma Bionorica bewirbt ihr Präparat Sinupret® als meist verkauftes Erkältungsmittel Deutschlands.1 Das ist erstaunlich, denn Sinupret® ist gar nicht als Erkältungsmittel oder als „Medikament für die Nase“2 zugelassen, sondern ausschließlich bei akuten und chronischen Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis). Was ist von dem Präparat zu halten?
Sinupret® gibt es schon seit 1934. Die Tabletten, Tropfen und Sirup enthalten Enzianwurzel, Eisen- und Gartensauerampferkraut sowie Holunder- und Schlüsselblumenblüten. In der Werbung verspricht Bionorica viel: Sinupret® „löst den Schnupfen, öffnet die Nase und befreit den Kopf.“ Aber trotz intensiver Recherche fanden wir keine Studien, die den Nutzen bei der zugelassenen Anwendung gegen Entzündungen der Nasennebenhöhlen belegen.3 – Damit hat sich die wissenschaftliche Beweislage in den letzten 14 Jahren nicht verbessert.4
Versprechungen der Werbestrategen wie „hohe Wirksamkeit“ gegen lästige und schmerzhafte Symptome des Infekts und sogar „ursächliche“ Wirkung, indem Sinupret® die Krankheitserreger (Viren und Bakterien) bekämpfe,2 erachten wir daher als unbelegte Behauptungen auf dem Niveau von Waschmittelwerbung – Werbung, die dem Anbieter jedoch hohe Verkaufszahlen beschert: Sinupret® stand im vergangenen Jahr mit mehr als 8,5 Millionen verkauften Packungen auf Rang 13 der meistverkauften Arzneimittel.
Gegen Schmerzen bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen wirken Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen. Gegen die lästigen Atemstörungen durch eine verstopfte Nase helfen meist abschwellende Nasentropfen, beispielsweise mit dem Wirkstoff Xylometazolin (siehe auch S. 10 und GPSP 6/2007, S. 13). Wenn die Sinusitis mehrere Tage anhält oder gar chronisch geworden ist, sollten Sie zu Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin gehen.
Stand: 1. April 2012 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2012 / S.11