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Risiken mindern: Wissenswertes zu Methotrexat

Bei Rheumatoider Arthritis kann Methotrexat (MTX) die Erkrankung positiv beeinflussen. Allerdings können auch erhebliche unerwünschte Wirkungen auftreten. Wer gut informiert ist, kann die Risiken mindern.

Methotrexat ist ein Arzneistoff, der bei mehreren Erkrankungen angewendet wird. In hoher Dosierung kommt er bei verschiedenen Krebserkrankungen zum Einsatz. Wesentlich häufiger, und deutlich geringer dosiert, wird er jedoch bei Rheumatoider Arthritis verordnet. Bei dieser Autoimmunerkrankung richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper und löst so Entzündungen in den Gelenken aus. Methotrexat bremst die körpereigene Abwehr und hemmt Entzündungsprozesse.1

Wirksam, aber riskant

Gleichzeitig gilt Methotrexat aber als riskanter Arzneistoff: Denn besonders bei Anwendungsfehlern können schnell erhebliche unerwünschte Wirkungen entstehen. Wer Methotrexat einnimmt, sollte deshalb gut informiert sein. Das ist besonders wichtig, wenn Sie Methotrexat als Tabletten einnehmen.2

Keine tägliche Einnahme

Eine wichtige Besonderheit: Methotrexat gehört zu den wenigen Arzneistoffen, die man nicht täglich einnehmen muss, sondern nur einmal in der Woche.

Unser Tipp: Den wöchentlichen Einnahmetag (zum Beispiel „Dienstag“) gleich auf der Packung notieren, wenn das nicht schon in der Apotheke geschehen ist. Leider passiert es immer wieder, dass Betroffene Methotrexat versehentlich zu oft einnehmen und dann schwere unerwünschte Wirkungen erleiden (siehe unten). Die europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft darum gerade, ob die bisherigen Hinweise in der Packungsbeilage reichen oder weitere Maßnahmen für eine bessere Sicherheit erforderlich sind.3

Tabletten nicht teilen

Was ebenfalls zu beachten ist: Methotrexat-Tabletten sollten Sie nicht teilen oder mörsern. Denn die dabei entstehenden Stäube können auch andere Menschen im Umfeld gefährden. Um Reizungen der Mundschleimhaut zu vermeiden, ist es sinnvoll, die Tabletten unzerkaut mit einem Glas Leitungswasser zu schlucken.4

Nebenwirkungen erkennen

Wer Methotrexat einnimmt, sollte wissen, dass unerwünschte Wirkungen auftreten können und was sich dagegen tun lässt. Grundsätzlich gilt: Halten Sie die Kontrolltermine ein, die Ihr Arzt oder Ihre Ärztin mit Ihnen vereinbaren. Dort werden regelmäßige Blutkontrollen durchgeführt, die Aufschluss über mögliche Probleme geben. Außerdem sollten Sie über Beschwerden sprechen, die Ihnen im Alltag auffallen. Die Packungsbeilage enthält viele wichtige Hinweise, wie sich mögliche unerwünschte Wirkungen äußern können.

Leber und Nieren schonen

Darüber hinaus können Sie aber auch selbst einiges zu einer sicheren Behandlung mit Methotrexat beitragen: Da der Wirkstoff die Leber schädigen kann, ist es sinnvoll, während der Therapie auf Alkohol zu verzichten.

Auch die Niere kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Deshalb ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig. Bei größeren Flüssigkeitsverlusten, etwa nach heftigem Durchfall, sollten Sie mit Arzt oder Ärztin sprechen.

Auf Infektionen achten

Methotrexat kann das Knochenmark schädigen, das eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr und der Blutgerinnung spielt. Verdächtige Anzeichen sind deshalb grippeartige Beschwerden, Geschwüre im Mund, Blutergüsse und Blutungen – dann ist es wichtig, Arzt oder Ärztin zu kontaktieren.

Weil Methotrexat das Immunsystem beeinträchtigt, sind während der meist langen Behandlung keine Impfungen mit Lebendimpfstoffen möglich. Dazu gehören etwa Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln oder gegen Gelbfieber.5 Dieses Thema sollten Sie möglichst schon vor Behandlungsbeginn mit Arzt oder Ärztin besprechen.

Haut und Lunge

Achten Sie stets auf ausreichenden Sonnenschutz, da der Wirkstoff die Haut empfindlicher für UV-Strahlung macht. Ebenso ist ein Besuch im Solarium tabu – aber das ist auch ohne medizinische Behandlung keine gute Idee, weil es das Hautkrebsrisiko erhöht. Methotrexat kann die Lunge beeinträchtigen. Reizhusten, Kurzatmigkeit oder Brustschmerzen sind deshalb immer ein Fall für einen Besuch bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Schäden für Ungeborene

Die Behandlung mit Methotrexat kann schwere Schäden bei ungeborenen Babys verursachen. Es kann sich auch auf Ei- und Samenzellen auswirken. Deshalb müssen Männer und Frauen, die Methotrexat einnehmen, sicher verhüten – nicht nur während der Therapie, sondern auch noch sechs Monate darüber hinaus, weil der Wirkstoff nur langsam vom Körper abgebaut wird.

Wechselwirkungen beachten

Eine ganze Reihe von anderen Arzneistoffen kann dazu führen, dass die unerwünschten Wirkungen von Methotrexat zunehmen. Um Probleme zu vermeiden, ist es wichtig, andere Ärztinnen und Ärzte darauf hinzuweisen, dass Sie Methotrexat nehmen. Das gleiche gilt beim Besuch in der Apotheke, denn auch Arzneimittel, die ohne Rezept erhältlich sind, können möglicherweise Schwierigkeiten verursachen. Dazu gehören vor allem Schmerzmittel wie ASS (Aspirin® u.a.) oder Ibuprofen. Grundsätzlich ist es sinnvoll, den Arzt oder die Ärztin über alle weiteren eingenommenen Arznei­mittel zu informieren. Wer regelmäßig drei oder mehr Medi­kamente einnimmt, hat ein Anrecht auf einen Medikationsplan, in dem alle Arzneimittel verzeichnet sind. Der hilft, dass man nichts vergisst.

Achtung Multivitamine

Es gibt einige Hinweise, dass die zusätzliche Einnahme von Folsäure (Vitamin B9) in niedriger Dosis möglicherweise das Risiko für Magen-Darm-Beschwerden und Leberschädigungen etwas reduzieren kann. Ärztinnen und Ärzte empfehlen in der Regel Folsäure in niedriger Dosis einmal wöchentlich mit zeitlichem Abstand zur wöchentlichen Methotrexat-Einnahme.6 Umgekehrt stehen hohe Dosierungen jedoch im Verdacht, die Wirksamkeit von Methotrexat herabzusetzen.7 Deshalb sollten Patientinnen und Patienten Folsäure nicht auf eigene Faust einnehmen und auch auf den Folsäuregehalt in Multivitamin-Präparaten oder -Säften achten.

Rheuma
GPSP 2/2018, S. 10

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2019 / S.10