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Pflege zu Hause: Was Angehörige wissen müssen

Laut Statistiken werden derzeit deutschlandweit rund 2,6 Millionen Männer und Frauen zu Hause gepflegt. Tendenz steigend. Oft übernehmen auch ihre Angehörigen die Pflege. Doch wie findet man sich in eine solche Rolle hinein?

Manchmal kann die Pflegesituation einfach sein, weil etwa Mutter oder Vater trotz körperlicher Einschränkungen im Alltag noch ganz gut zurechtkommt und zum Beispiel nur bekocht werden muss oder eine Begleitung für den Arztbesuch braucht. Anspruchsvoll und zeitintensiv wird es, wenn Pflegebedürftige nicht mehr eigenständig ihren Alltag und ihre Finanzen regeln können, dauerhaft Medikamente und Hilfsmittel benötigen oder intensiver betreut werden müssen.

Noch herausfordernder wird das Ganze, wenn der betreute Mensch demenzkrank ist. Alles in allem erfordert intensive Pflege bisweilen ein enormes Geschick, sehr viel Geduld, Zeit und Kraft. Viele Fragen müssen gelöst und Entscheidungen getroffen werden. Hier knüpft der Ratgeber „Pflege zu Hause“ an. Die Autorin Carina Frey richtet sich direkt an Menschen die pflegen und lässt Erfahrene mit ihren persönlichen Erlebnissen zu Wort kommen.

Das Buch gliedert sich in neun Kapitel, die wichtige Aspekte abdecken, so das Abwägen mit der eigenen Familie, ob man die Pflegeaufgaben überhaupt übernehmen möchte.

Entscheidet man sich dafür, ist es zum Beispiel wichtig, die Struktur und Beratungsangebote der Pflegekasse zu kennen oder zu lernen, wie sich der Pflegealltag effektiv organisieren lässt, ohne dass Fürsorge und Zuwendung unter den Tisch fallen. So gibt es auch viele Tipps wie sich zum Beispiel Pflegeleistungen – etwa die sogenannte Kurzzeit- oder Ersatzpflege pflegegeldtechnisch und zeitlich günstig kombinieren lassen. Auch sogenannte Pflegesachleistungen („Hilfsmittel“) wie Rollatoren oder Inkontinenzhilfen sind ein großes und besonders ein finanzielles Thema: Was übernimmt die Krankenkasse komplett beziehungsweise wo gelten Zuzahlungs-Sonderregeln für Versicherte? Welche Produkte machen wann Sinn? Leserinnen und Leser werden hier fündig: von Einmalhandschuhen bis zum Hausnotruf.

Soll unterstützend ein Pflegedienst gebucht werden, zeigt der Ratgeber, woran Sie dessen Qualität erkennen können und worauf man bei einem Pflegevertrag achten sollte. Erklärt wird in diesem Zusammenhang auch, wie und wann ausländische Pflegekräfte unter welchen rechtlichen Vorgaben engagiert werden dürfen. Mustertagesabläufe veranschaulichen, wie effektiv die Zusammenarbeit mit einem Pflegedienst gestaltet werden kann – und wie dies pflegende Angehörige entlastet.

Wer trotz Pflegeaufgaben weiterhin berufstätig bleiben will oder muss, kann prüfen, welche Rechte gelten – etwa für eine Teilzeitbeschäftigung oder Familienpflegezeit, und wie man sie am besten plant.

Ganz wichtig ist auch das Finanzielle: Leserinnen und Leser erfahren, welche Unterstützung Hilfebedürftigen von der Pflegekasse oder Krankenkasse erhalten und wann der Staat zur Seite steht, etwa durch eine Grundsicherung im Alter, durch das Sozialamt oder durch Steuerentlastungen.

Anregende Tipps, Checklisten und Beispiele, damit der Alltag so problemlos wie möglich läuft, runden das Ganze ab.

Ein richtiges Highlight findet sich am Ende des Buchs unter der Überschrift „Antrags-ABC“. Wer nichts beantragt, erhält auch kein Geld oder Leistungen. Leserinnen und Leser entdecken hier die 16 wichtigsten Anträge. Steckbriefartig wird erklärt, was zu tun ist.

Dieser Ratgeber ist für pflegende Menschen ein wichtiger Begleiter. Schnell, praktisch und leicht verständlich vermittelt er, was sie wissen müssen. Und er zeigt, wie man mit seinen körperlichen und seelischen Kräften besser haushalten kann.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2020 / S.21