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© lechatnoir/iStock

Verstopfung

„Ich leide seit langem unter schweren Verdauungsstörungen. Von meinem behandelnden Facharzt wurde mir nun das Medikament Resolor® verschrieben. Es ist allerdings sehr teuer (89,68 € für 28 Tabletten). Und warum ist das Medikament ausdrücklich nur für Frauen gedacht?“ – E.H.

GPSP: Der Wirkstoff Prucaloprid (Resolor®) ist in Deutschland seit einem Jahr im Handel. Es erscheint in der Tat ungewöhnlich, dass das Präparat ausschließlich für Frauen mit chronischer Verstopfung zugelassen ist, sofern Abführmittel nicht ausreichend wirken. Der Grund hierfür liegt schlichtweg darin, dass Prucaloprid in Studien hauptsächlich bei Frauen geprüft worden ist – mit einem gewissen Erfolg: Nehmen Frauen täglich Prucaloprid ein, haben sie doppelt so häufig mindestens drei vollständige Stuhlgänge pro Woche wie Frauen, die ein Scheinmedikament einnehmen (24% im Vergleich zu 11%). Bei Männern ließ sich hingegen kein Unterschied zwischen Prucaloprid und Scheinmedikament statistisch sichern. Allerdings waren auch nur wenige Männer in die klinische Prüfung einbezogen. Unerwünschte Wirkungen kamen in der klinischen Erprobung von Prucaloprid sehr häufig vor: Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall bei etwa jeder fünften Frau. Es bleiben zudem offene Fragen zur Verträglichkeit. Zwei ähnlich wirkende Arzneimittel wurden vor Jahren wegen schädlicher Einflüsse auf das Herz vom Markt genommen. Auf negative Einflüsse auf das Herz, die auch unter Prucaloprid beschrieben sind, einschließlich beispiels­weise Herzrhythmusstörungen, ist also besonders sorgfältig zu achten. Solche potenziellen Auswirkungen sind unseres Erachtens in der klinischen Prüfung nicht genügend erfasst bzw. dokumentiert worden. Angesichts der offenen Fragen zur Sicherheit von Prucaloprid können wir die langfristige Einnahme des Mittels nicht empfehlen. Hinzu kommt der mit 3,20 Euro pro Tagesdosis sehr hohe Preis.

GPSP in der Apotheke

„Ich möchte mich für die großartigen Beiträge bedanken. Es ist für mich als Apotheker immer wieder eine große Argumentationshilfe. Gerade heutzutage, wo immer mehr problematische „Arzneimittel“ propagiert werden, ist seriöse Information extrem wichtig. Selbst unsere Standeszeitung schreibt ja jeden Unsinn ab.“ – F.P.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2011 / S.15