Tropfencocktail gegen Schmerzen
Was halten Sie von dem beliebten Tropfencocktail zur Schmerzbehandlung: Novalgin®, Tramal® und Metoclopramid? C.S.
GPSP: Den von Ihnen beschriebenen „Tropfencocktail“ mit Metamizol (Novalgin® u.a.), Tramadol (Tramal® u.a.) und Metoclopramid (Paspertin® u.a.) halten wir für problematisch und überholt. Denn das Schmerzmittel Metamizol darf wegen spezieller Risiken nur in besonderen Situationen verordnet werden (GPSP 3/2013, S. 8). Das zweite enthaltene Schmerzmittel Tramadol verursacht sehr häufig unerwünschte Effekte wie Müdigkeit, Benommenheit und Schweißausbrüche sowie Übelkeit und Erbrechen.1 Und das brechreizlindernde Metoclopramid darf – nach jüngsten Empfehlungen der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA2 – nur noch wenige Tage lang und in engen Dosisgrenzen eingenommen werden. Der Grund sind die erheblichen unerwünschten Wirkungen, zu denen Störungen in der Bewegungssteuerung zählen, die beispielsweise zu unwillkürlichen Bewegungen der Gliedmaßen führen können.
Schließlich kann es Dosierungsprobleme geben: Ob jeder einzelne der drei Bestandteile des Tropfencocktails ausreichend und optimal dosiert wird, ist fraglich. Oft dürfte dies nicht der Fall sein. Die für jeden einzelnen Wirkstoff optimale Dosis lässt sich bisweilen wegen Unverträglichkeit des einen oder anderen Bestandteils nicht erreichen. Daher zieht man heute Einstoffpräparate vor, die sich viel besser nach Wirksamkeit und Verträglichkeit dosieren lassen.
Nach unserer Erfahrung stellen manche Kliniken hauseigene schmerzmittelhaltige Arzneimittelcocktails her und verwenden diese fast routinemäßig. Und das trotz der genannten Bedenken und ohne im Einzelnen zu prüfen, ob tatsächlich jeder Bestandteil nötig ist und ob Gegenanzeigen und Anwendungsbeschränkungen zuverlässig beachtet sind.
Schmerzen und Brechreiz erfordern die gezielte Behandlung mit einzelnen, nach Bedarf gewählten und individuell dosierten Wirkstoffen und keine bequemen „Antidenkpräparate“ vom Typ der Wirkstoffcocktails.
Stand: 1. April 2014 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2014 / S.22