Vitamin K: Nutzen nicht belegt
In einem Leserbrief an das arznei-telegramm® wundert sich ein Arzt, dass Vitamin K2 derzeit so gehypt wird, und zwar als wichtige Ergänzung zu Vitamin D. Er weist darauf hin, dass Stada Eunova duo protect® verkauft – ein Nahrungsergänzungsmittel mit beiden Vitaminen – und fragt, ob die behaupteten Schutzfunktionen von Vitamin K2 überhaupt belegt sind. Und ob dieses Vitamin, das bekanntlich die Blutgerinnung fördern kann, für bestimmte Patienten riskant ist.
In einer ausführlichen Antwort stellt die GPSP-Mutterzeitschrift die Sachlage klar:3
- Dass sich die Kombination beider Vitamine günstig auf die Knochengesundheit auswirkt – wie oft behauptet –, ist nicht durch Studien belegt, sondern bleibt Spekulation.
- Und dass Vitamin K Menschen, die sehr hohe Vitamin-D-Dosen einnehmen und dadurch Kalziumablagerung in Geweben und Blutgefäßen riskieren, vor solchen Verkalkungen schützen kann, ist ebenfalls nicht hinreichend durch Studien gesichert. Dass keine Studie nachweist, dass die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin K zu einer stärkeren Blutgerinnung (Hyperkoagulation) führt – was wegen der Wirkweise von Vitamin K denkbar wäre. Das ist immerhin etwas beruhigend, zumal diese Produkte frei verkäuflich sind.
- Anders sieht es allerdings bei Patienten und Patientinnen aus, die etwa wegen künstlicher Herzklappen ihre Blutgerinnung mindern müssen (Antikoagulation) und daher einen Gerinnungshemmer wie Phenprocoumon (Marcumar® und Generika) einnehmen. Für sie „ sind Nahrungsergänzungen mit Vitamin K potenziell gefährlich“.3 Schon eine geringere Vitamin K-Menge als Eunova duo protect® enthält, mindert die medizinisch wichtige Gerinnungshemmung.
Die Stada-Kombination, liefert übrigens je nach Stärke des Präparats mit 1.000 bis 4.000 I.E. deutlich mehr Vitamin D als die empfohlene Menge von 800 I.E. täglich.4
Und zu guter Letzt: Das Stada-Produkt enthält 70 Mikrogramm Vitamin K2, und der Hersteller behauptet, dass die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine Zufuhr von 60 bis 80 Mikrogramm pro Tag empfiehlt. Das suggeriert, dass eine zusätzliche Einnahme nötig ist. Falsch! Diese Vitamin-K-Dosis von 60 bis 80 Mikrogramm (ohne Nennung der Variante K1 oder K2) sollten wir täglich mit der Nahrung aufnehmen – und das tun wir. Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht jedenfalls keine Hinweise auf eine unzureichende Vitamin-K-Versorgung.
Stand: 1. Juli 2019 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2019 / S.15