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© ananaline/iStock

Schulterschmerzen

Überflüssige Operationen

Wenn die Schulter schmerzt und im Alltag oder im Job nicht mehr wie bisher belastbar ist, liegt das bei zwei von drei Betroffenen an Problemen unterhalb des knöchernen Schulterdachs (Akromion). Dort treffen auf engem Raum Knochen, Sehnen und der Schleimbeutel des Gelenks aufeinander. Kleinere Verletzungen oder Überbeanspruchung können leicht zu chronischen Beschwerden führen. Bei manchen Betroffenen wird als Ursache ein sogenanntes Engpass-Syndrom vermutet. Manchmal helfen Physiotherapie und Schmerzmittel, aber oft sehen Arzt und Patient das Heil in einer Operation. Per Endoskop entfernt der Arzt oder die Ärztin einengendes weiches oder narbiges Gewebe und glättet Knochen. Das soll im Gelenk Platz schaffen und die Beschwerden mindern.

Aber: Eine britische Studie mit im Durchschnitt 50-jährigen Patienten und Patientinnen hat ergeben, dass solche Eingriffe wenig nützen.5 In Gruppen mit jeweils rund 100 Betroffenen, die die üblichen „konservativen“ Therapien schon ausprobiert hatten, wurden drei Verfahren geprüft: Erstens der übliche endoskopische Eingriff mit Ausräumung im und ums Gelenk; zweitens ein endoskopischer Placebo-Eingriff, wobei zwar ein Hautschnitt gesetzt, aber im Gelenk nichts gemacht wurde; drittens keine Endoskopie – die Patienten waren sozusagen in der Warteschleife für einen Eingriff.

Als nach 6 und nach 12 Monaten der Erfolg in den drei Gruppen verglichen wurde, ergaben sich nur unwesentliche Unterschiede. Dass es Patienten aus den beiden Gruppen mit Endoskop-Einsatz ein wenig besser ging als Patienten der Placebo-Gruppe, könnte durchaus am Nocebo-Effekt liegen (siehe Seite 13 in diesem Heft). Denn diese Menschen warteten ja noch auf den Eingriff und könnten das als negativ und schädlich empfunden haben. Das kann Beschwerden verschlimmern.

Keinerlei Unterschied fanden die Untersucher hinsichtlich der Schmerzen und der Funktion des Gelenks zwischen den Endoskopie-Gruppen mit und ohne Ausräumung. Das spricht deutlich gegen den Eingriff, der generell mit dem Risiko von Infektionen und Venenthrombosen verbunden ist. Was also bleibt? Physiotherapie mit dosierten Bewegungen, Schmerzmittel, Kortikoid-Injektionen und Abwarten. Denn bei allen drei Gruppen hatte sich das Befinden im Jahreslauf verbessert.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2018 / S.15

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