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© ananaline/iStock

Gestörte Sexualität: Risiko bei bestimmten Antidepressiva

Jedes Arzneimittel hat auch unerwünschte Wirkungen. Bei den SSRI/SNRI-Antidepressiva wurden die Auswirkungen auf die Sexualität lange Zeit wenig beachtet, aber sie sind bekannt: verminderte Libido und Orgasmusstörungen bei Männern und Frauen sowie Ejakulationsstörungen und Impotenz als Folge der Medikamenteneinnahme.

Aber nun haben sich die Hinweise verdichtet, dass mit dem Absetzen dieser Antidepressiva, die Welt nicht wieder in Ordnung ist.4 Denn die Störungen der Sexualität können nach Beendigung der Therapie noch lange anhalten oder sogar erst dann auftreten. – Einen Namen hat der Effekt auch: post-SSRI sexuelle Dysfunktion (PSSD).

Der schon länger bestehende Verdacht einer anhaltenden Störung der Sexualität hat sich in einem sogenannten Risikobewertungsverfahren erhärtet. Darum empfahl kürzlich der Nebenwirkungsausschuss (PRAC) der EU-Arzneimittelbehörde EMA, dass die Hersteller ihre Produktinformation um eine Warnung erweitern müssen: „SSRI/SNRI-Antidepressiva können die Sexualfunktion beeinträchtigen. Über lang anhaltende Störungen, die trotz des Absetzens von SSRI/SNRI fortbestehen, ist berichtet worden.“ 5 Bei Frauen kann auch die Feuchtigkeit in der Scheide abnehmen.

Während in den USA nur die Produktinformation von Prozac® (Fluoxetin), bereits vor acht Jahren mit einem ähnlich lautenden Hinweis versehen ist, soll dies in der EU nun für alle SSRI-Präparate mit folgenden Wirkstoffen gelten: Citalopram, Escitalopram, Fluvoxamin, Fluoxetin, Paroxetin und Sertralin. Außerdem betreffen die Warnung NSRI-Präparate mit Duloxetin, Milnacipran, Venlafaxin und Desvenlafaxin.

Gerade weil das Thema viele Tabus berührt und von Betroffenen wahrscheinlich oft nicht kommuniziert wird, fordert das arznei-telegramm®, die warnenden Hinweise stärker zu konkretisieren, als das bisher vorgesehen ist. Es gehe um Gefühlsminderung oder Gefühllosigkeit in den Genitalien – wie bei einer örtlichen Betäubung –, um unbefriedigenden, verzögerten oder ausbleibenden Orgasmus, verminderte Feuchtigkeit der Scheide und einen schlaffen Penis.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2019 / S.15