Fischöl fürs Herz? Mehr Marketing als Wissenschaft
Wer an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leidet und reichlich Triglyzeride im Blut hat, der profitiert angeblich von langkettigen Omega-3-Fettsäuren in Fisch oder Fischölprodukten. Doch gut belegt ist diese günstige Wirkung bisher nicht. Ordentlich gemachte Studien kamen überwiegend zu dem Ergebnis, dass das fischige Öl nichts bringt, sofern die Patienten mit Statinen wie Simvastatin behandelt werden.
Kürzlich gab es jedoch einige Aufregung, weil eine industriegesponserte Studie zu belegen schien, dass ein Fischölbestandteil (EPA) den Triglyzeridwert erniedrigt und tödliche Folgen sowie Klinikbehandlungen von Herzpatienten mit hohen Triglyzeridwerten seltener macht. Das ist es, was für Patienten zählt.
In der Studie wurde das EPA-Präparat mit Mineralöl (Paraffinöl) verglichen! Von Placebo kann hier keine Rede sein, weshalb das arznei-telegramm® die Ergebnisse kritisch einordnet.1 Auffällig ist, dass die Vorteile der EPA-Einnahme – etwa seltenerer Tod durch Herz-Kreislauf-Versagen – bisher nur im Vergleich mit dem Mineralölprodukt gefunden wurden. Insgesamt starben in beiden Gruppen außerdem etwa gleich viele Menschen. Das Editorial zu den Ergebnissen, die im New England Journal of Medicine erschienen sind, merkt dazu an, dass „die jahrelange Einnahme von Paraffin das Ergebnis der Placebo-Gruppe beeinflusst haben könnte“, so DER ARZNEIMITTELBRIEF, den die Studienergebnisse ebenfalls nicht überzeugen.2 Tatsächlich hat das US-Präparat einen extrem hohen EPA-Gehalt, etwa so viel wie 500 g Hering. Wenn das schon nicht hilft, braucht auch keiner die 10-mal niedriger dosierten Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren zu kaufen.2 Ende 2019 sollen die Ergebnisse einer Vergleichsstudie vorliegen, die ihren Namen verdient: Sie misst die Effekte von hochdosierten Omega-3-Fettsäuren wie EPA im Vergleich zu Maiskeimöl.1
Fischöl gegen Herzinfarkt?
GPSP 4/2011, S. 10
Stand: 1. März 2019 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2019 / S.14