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Geschäfte mit der Angst

Betrügerische Krebstherapien werden selten geahndet

Krebs hat seinen Schrecken nicht verloren. Während sich für Leukämie bei Kindern und Brustkrebs die Erfolgsraten für eine Behandlung deutlich verbessert haben, sind beispielsweise bei Krebs der Bauchspeicheldrüse die Heilungschancen nach wie vor unbefriedigend. Die Angst vor Krebs nutzen gewissenlose Geschäftemacher aus.

Etablierte Behandlungen basieren auf Arzneimitteln und Verfahren, die in klinischen Studien geprüft sind. Chemische Krebsmittel (Chemotherapeutika, Zytostatika) sollen die Ausbreitung wuchernder Zellen bremsen oder Krebszellen zerstören. Dabei ist nicht zu verhindern, dass auch andere Körperzellen geschädigt werden. Wirksame Krebsmittel sind daher in der Regel schlecht verträglich: Blutschäden, Haarausfall, zum Teil schwere Magen-Darm-Störungen u.a. gehören zu den typischen stark belastenden Folgen. Mit so genannten Biologika (gentechnisch hergestellten Eiweißen) verspricht man sich eine gezieltere Therapie, jedoch sind auch diese Präparate schlecht verträglich und bislang nicht so wirksam wie erhofft.

Neben den konventionellen Krebsmitteln gibt es alternative – ergänzende – Behandlungsverfahren beispielsweise mit Mistelpräparaten. Deren Nutzen ist zwar in Studien geprüft worden, jedoch nicht befriedigend gesichert.

Außerdem tummeln sich bei den so genannten „alternativen“ Krebstherapien eine Menge Geschäftemacher, die Patienten und deren Angehörigen das Geld mit falschen Versprechungen aus der Tasche ziehen. Sie nutzen die Notlage der Betroffenen aus: Wer krebskrank ist, greift zu jedem Strohhalm, wenn ihm Heilung versprochen wird.

Ausnahmsweise bestraft

In einem spektakulären Verfahren in Kassel wurden erst kürzlich Importeure, Behandler und ein Journalist, der für die angeblichen Heiler die Werbetrommel gerührt hat, zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Sie hatten das aus Russland stammende Produkt Galavit propagiert, das jedoch gegen Krebs unwirksam ist. Dessen Preis hatten sie von 170 Euro auf 8.500 Euro aufgeblasen – zu Lasten der Krebskranken.1

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat kürzlich 23 Anbieter nutzloser Krebsmittel abgemahnt: „Die Werbung für unseriöse Mittel gegen Krebs ist schon lange ein Problem. Durch das Internet erhalten diese jedoch Auftrieb. Die Warnbriefe der FDA sind wichtig, damit die Verbraucher nicht Opfer falscher Heilversprechungen werden“, kommentiert eine Mitarbeiterin der Behörde.2

Die Warnungen betreffen Präparate mit Bestandteilen wie Haifischknorpel, kanadisches Blutkraut, Korallenkalzium, Cäsium, Ellaginsäure, Teufelskralle, Kräutermischungen und Pilze wie Mandelpilz (Agaricus blazei), Maitake, Shiitake und Reishi. Solche Produkte sind als Krebsmittel unwirksam. Sie sollen abgesetzt werden, betont die amerikanische Arzneimittelbehörde. Jegliche Nebenwirkungen dieser Mittel sind einem Arzt oder Apotheker zu berichten.

Eine systematische Aufarbeitung des im Internet wuchernden Marktes für betrügerische Krebsmittel halten wir auch für den deutschen Sprachraum für überfällig. Hierzulande wurden Überwachungsbehörden in diesem Bereich bislang fast nie aktiv – zum Schaden der Verbraucher. Man kann nur hoffen, dass das Kasseler Urteil die Behörden aufwachen lässt und Angehörige von betrogenen Patienten ermutigt, Klage zu erheben.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2008 / S.10