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© Jakob Frey-Schaaber

Gicht: Febuxostat doch nicht so riskant?

Europäische Studie bestätigt Risikosignale aus USA nicht

Eine europäische Studie kann Risikosignale aus den USA nicht bestätigen. Die Einschätzung von Febuxostat ändert sich dadurch jedoch nur wenig.

2019 warnten die Zulassungsbehörden in der EU und in den USA vor dem Gichtmittel Febuxostat: In einer Sicherheitsstudie aus den USA starben mehr Menschen bei Behandlung mit Febuxostat als mit dem Standardmittel Allopurinol. In der Folge hatten die Behörden die Anwendung von Febuxostat deutlich eingeschränkt.

Ein Jahr später erschien allerdings eine Studie, die scheinbar Entwarnung gab. Wie ist Febuxostat aktuell zu bewerten? Darüber berichtete kürzlich das arznei-telegramm.1 Die neuere Untersuchung war ebenfalls eine Sicherheitsstudie. Damit hatte die europäische Zulassungsbehörde EMA den Anbieter beauftragt, um zu überprüfen, ob sich in Europa ähnliche Ergebnisse zeigten wie in der US-amerikanischen Studie. Allerdings konnte die neuere Studie den Verdacht nicht bestätigen: Auch bei Patient:innen mit Vorerkrankungen der Herzkranzgefäße zeigte sich keine höhere Sterblichkeit.

Warum die beiden Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, ist nicht ganz klar. Es fällt jedoch auf, dass an den beiden Studien unterschiedliche Gruppen von Patient:innen teilgenommen haben: So hatten die Teilnehmenden in der US-amerikanischen Studie häufiger schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und häufiger schwere Gicht als in der europäischen Untersuchung. Auch unterscheiden sich die Studien darin, ob die Patient:innen vorher bereits Gichtmittel eingenommen hatten oder nicht.

Was tun?

Die EMA hat die Warnungen vor Febuxostat inzwischen entschärft, in den USA bleiben sie unverändert bestehen. Die britische Zulassungsbehörde weist darauf hin, dass Febuxostat bei bestimmten Gruppen von Patient:innen nur mit Vorsicht angewendet werden sollte: nicht nur bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Vorgeschichte, sondern auch bei hohen Harnsäurewerten, Gichtknötchen oder wenn sie zum ersten Mal Medikamente zur Senkung der Harnsäure-Werte erhalten.

In den USA gilt Febuxostat nur als Reservemittel für Menschen mit Gicht, denen Allopurinol nicht ausreichend hilft oder für die das Mittel aus medizinischen Gründen keine Behandlungsoption ist. Dieser Auffassung schließt sich auch das arznei-telegramm an.
Ob Febuxostat langfristig besser als Allopurinol vor Gichtanfällen schützt, ist nach wie vor offen. Zwar sinken die Harnsäurewerte stärker, allerdings kommt es in den ersten Monaten nach Beginn der Behandlung mit Febuxostat häufiger zu Gichtanfällen.2

Die Krankenkassen zahlen für Febuxostat nur, wenn Allopurinol nicht gewirkt hat oder nicht vertragen wird oder es nicht teurer ist als Allopurinol.1

 

Gichtmittel Febuxo­stat: Mehr Todesfälle

Allopurinol

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2023 / S.22