Diagnose Krebs: Zusammen stark bleiben
Medizinisch werden Krebskranke in der Regel zügig und nach Standard versorgt. Und solide Ratgeber zu Krebstherapien gibt es reichlich. Doch Angehörige, Partner und Freunde stehen mit ihren Fragen und Unsicherheiten oft alleine da: Wird mein geliebter Mensch wieder gesund? Wie können wir die Herausforderung gemeinsam schaffen? Was ist hilfreich, was ist falsch? Wo finde ich Unterstützung?
An diese Zielgruppe richtet sich der Ratgeber der Autorin Isabell-Annett Beckmann, der in einer Zusammenarbeit der Stiftung Warentest und der Deutschen Krebshilfe entstand. Die Autorin leitet Leserinnen und Leser über sieben Kapitel durch die Höhen und Tiefen der Erkrankung und ihrer Auswirkungen: vom Diagnoseverdacht bis zur Gewissheit, von völlig neuen Gesprächssituationen, vom Behandlungsverlauf und Nebenwirkungen, vom Alltag daheim, von Paarbeziehungen und seelischen Wunden bis hin zum Selbstschutz. Dabei antwortet sie etwa auf Fragen wie: Wo sind meine Grenzen als Partner, als vertraute Person? Wie gestalten wir unsere Beziehung neu? Wann brauche ich eine Pause? Wie lernen wir, mit Ängsten umzugehen?
Der Ratgeber warnt aber auch in deutlicher Sprache vor häufigen Fallen, in die verzweifelte Erkrankte und Angehörige tappen können: etwa vor vermeintlich „alternativen“ Behandlungsmethoden und ihren Risiken sowie unseriösen Geschäftemachern. Das letzte Kapitel informiert über Finanzen und Rechte, unter anderem wo es Unterstützung für zu Hause und im Pflegefall gibt.
Viele aufmunternde Tipps und alltagstaugliche Checklisten lockern die Lektüre auf, regen zum Nachmachen an. Abgerundet wird der Ratgeber durch fünf Erfahrungsberichte, in denen Individuen, Paare, Familien von ihrer durchlebten Situation, ihren Ängsten, Sorgen, Partnerschaft, dem Tod – aber auch über das neue Leben mit und nach dem Krebs erzählen.
Dieser Gesundheitsratgeber zeigt auf einfühlsame Weise, wie man gemeinsam stark bleiben und die Krebsdiagnose akzeptieren kann. Er hilft, Sprachlosigkeit nach und nach zu überwinden und neue Gesprächsformen – besonders in der Partnerschaft – zu entwickeln. Auch wenn manche einzelne Aussagen, etwa zum Nutzen von Lavendel bei Schlafstörungen oder zur Studienlage der Mistelbehandlung, mit Fragezeichen zu versehen sind, mindert das den Gesamteindruck des Ratgebers nicht.
Fazit: „Diagnose Krebs“ ist ein empfehlenswerter Ratgeber für alle, die als Angehörige oder Freunde Menschen auf ihrem Weg durch die Krebserkrankung begleiten wollen.
Stand: 2. November 2020 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2020 / S.07