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© Kwangmoozaa/iStock

Italien fühlt Pharmaindustrie auf den Zahn

Hohe Preise für Medikamente rechtfertigt die Pharmaindustrie mit den Forschungskosten. Doch wie viel die Firmen wirklich in die Entwicklung stecken, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Im Mai 2019 einigten sich die Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dafür zu sorgen, dass die Preiskalkulation der Hersteller transparenter wird.

Italien war dabei eine treibende Kraft für die Resolution bei der WHO und macht jetzt im eigenen Lande Ernst. Nicht nur, dass Hersteller beweisen müssen, dass ihr neues Medikament besser ist als die bislang verwendeten, wenn sie mehr Geld dafür haben wollen – das passiert in Deutschland durch die Nutzenbewertung beim G-BA auch. Die Firmen müssen jetzt zudem angeben, wie viel sie für dasselbe Produkt in anderen Ländern verlangen. Vor allem aber müssen sie die Forschungskosten offenlegen, einschließlich staatlicher Förderungen. Außerdem müssen sie den jährlichen Umsatz und Gewinn für jedes Medikament mitteilen.1

Ähnliche Forderungen hat man von der deutschen Regierung noch nicht gehört, obwohl auch hierzulande die Medikamentenpreise steigen. Ist aber vielleicht auch kein Wunder, denn Deutschland hatte sich 2019 von der Resolution der WHO dissoziiert.2 Wahrscheinlich haben Sie den Begriff in einem solchen Zusammenhang – genau wie wir – vorher noch nie gehört. Laut Duden heißt das, „sich von etwas trennen“. Diplomatisch liegt „dissoziieren“ eine Stufe unter dem „Nein“ bei einer Abstimmung. Angeblich war der Grund für die deutsche Distanzierung gar nicht mal der Inhalt der Resolution, sondern der Prozess des Zustandekommens – angeblich war zu wenig Zeit für Diskussionen. Da wird es Zeit, mal aus der Schmollecke zu kommen, denn Transparenz bei Arzneimitteln geht uns alle an.

G-BA Nutzenbewertung
GPSP 6/2013, S. 10

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2020 / S.03