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Gefälschtes in deutschen Apotheken

Einem Patienten in Nordrhein-Westfalen fiel auf, dass die Tabletten seines Hepatitis C-Medikaments weiß statt orange waren. Das beunruhigte ihn und er fragte in seiner Apotheke nach. Eine Laboruntersuchung ergab, dass es sich bei den Tabletten tatsächlich um das Originalpräparat Harvoni® (Sofosbuvir/Ledipasvir) von Gilead handelte. Gefälscht war die Verpackung. Kriminelle hatten die Tabletten aus einer Lieferung für ärmere Länder abgezweigt. Da das Präparat – nach viel öffentlichem Druck – dort billiger verkauft wird, sind die Tabletten zur Unterscheidung anders gefärbt. Die Fälscher hatten sie in Schachteln mit deutscher Aufschrift umgepackt. Nach einer Warnung der Bundesbehörde wurden noch in fünf weiteren Apotheken gefälschte Packungen gefunden – geliefert von drei verschiedenen Großhändlern.1

Auch wenn Patienten und Patientinnen nicht akut gefährdet waren, wirft der Vorfall die Frage auf: Wie konnten solche Präparate unbemerkt in die Lieferkette deutscher Apotheken gelangen? Denn nicht immer wird das so glimpflich enden.

Neben einer besseren Kontrolle der Lieferwege könnten vernünftige Medikamentenpreise solche Risiken minimieren. Denn erst die enormen Preisunterschiede machen den illegalen Handel so lukrativ. Während eine Schachtel Harvoni® in Deutschland 17.666 € kostet, verkauft Gilead die gleiche Menge dem staatlichen Gesundheitswesen in armen Ländern für rund 270 €.2 Für den Hauptwirkstoff von Harvoni® – das ist Sofosbuvir – sind die Herstellungskosten bekannt: weniger als 1 € pro Tablette.3 Und eine Schachtel enthält 28 Tabletten. Dass in Deutschland der Verkaufspreis mehrere hundert Male so hoch ist, ermöglicht Fälschern einen Gewinn, von dem selbst Drogenhändler nur träumen können.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2017 / S.03