Scenar
Anbieter:
SCENAR-Geräte, die Selbsthilfekräfte aktivieren sollen, werden weltweit vertrieben, auch in Deutschland (www.scenar.de). Im Angebot sind zwei Gerätetypen: SCENARhome für die Eigenbehandlung zu Hause und SCENARexpert für die Behandlung durch einen Therapeuten. Im deutschsprachigen Raum sollen 6.700 Therapeuten – vom Heilpraktiker bis zur Fachärztin – SCENAR-Behandlungen anbieten.1 SCENARhome kostet 850 €. Therapeuten werden mit 3.290 € (SCENAR expert, Basis-Set) bzw. 3.875 € (Profi-Set) plus Kosten für die Schulungen zur Kasse gebeten.
Was ist drin?
SCENAR steht für „Selbst Kontrollierte Energo Neuro Adaptive Regulation“. Ein elektrisches Gerät in der Größe einer Fernbedienung soll laut Herstellerangabe „durch elektrische Impulse die Selbstheilungskräfte“ aktivieren.2 Die Methode soll in den 1970er Jahren auf Anregung der russischen Weltraumbehörde von Alexander Revenko entwickelt worden sein.
Was wird versprochen?
Der Anbieter behauptet im Internet: „Die Abwehrkräfte werden gestärkt und dem Körper ein Weg zur Selbstheilung aufgezeigt.“ Dazu sende das Gerät elektrische Impulse aus, die sich durch „direkten Dialog“ mit dem Körper verändern.3 „Anwender von SCENAR berichten generell über einen erhöhten Energiepegel“ – was immer damit gemeint sein mag. Eine Umfrage des Anbieters bei Therapeuten (!) habe ergeben, dass SCENAR vielfältig angewendet werde: bei Schmerzen im Bewegungsapparat und im Nervensystems (Neuralgien), bei Sportverletzungenund zur „Funktionsverbesserung bei chronischen Krankheiten unterstützend zur schulmedizinischen Therapie“. Auch bei Asthma, Darmbeschwerden und unerfülltem Kinderwunsch soll SCENAR angeblich helfen.1
Was ist belegt?
Seriöse Untersuchungen der Methode konnten wir in der wissenschaftlichen Literatur nicht finden. Auch in der größten Datenbank der medizinischen Wissenschaft PubMed finden wir keinen Hinweis auf aussagekräftige klinische Studien mit SCENAR für die beworbenen Anwendungen.
Was sagt GPSP?
Bei den enormen Anschaffungskosten der Geräte dürften vermeintliche Behandlungserfolge vor allem auf dem Plazeboeffekt beruhen. Der Glaube hilft. Wir halten die SCENAR-Geräte für Quacksalberei und Geldschneiderei. Bedenklich finden wir, dass durch eine Zertifizierung zum „universitären SCENAR Therapeuten“ ein wissenschaftlicher Deckmantel geschaffen wird. Die auf der Webseite als akademische Partnerin aufgeführte Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder hat sich aber laut eigener Aussage aus dem Projekt zurückgezogen.4
Stand: 1. August 2011 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2011 / S.14