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Schutzimpfungen

Wenn einer eine Reise tut

Wer reist, hat nicht immer nur Vergnügen. Man bekommt es manchmal mit unangenehmen Krankheitserregern zu tun, vor allem in den Tropen. Gegen einige gibt es wirksame Schutzimpfungen. Welche dazugehören und was beim Impfen zu bedenken ist, haben wir für Sie zusammengestellt.

Vor allem bei Reisen in tropische Gebiete kommt man mit Erregern in Kontakt, auf die unser Immunsystem nicht vorbereitet ist. Gegen manche kann man sich per Impfung weitgehend zuverlässig schützen. Daneben sollten Sie die üblichen Schutzmaßnahmen beachten, etwa eine Malariaprophylaxe (GPSP 6/2016, S. 23) und eine besondere Hygiene.

Je nach Reiseland sind manche Impfungen vorgeschrieben, beispielsweise die Gelbfieberimpfung für eine Reihe von Ländern in Afrika und Südamerika. Meist hat man es aber mit Empfehlungen zu tun. Welche Impfungen sinnvoll sind, hängt vom Reiseziel ab, von Vorerkrankungen und davon, wie man reist: Auf einem selbst organisierten Trip in tropische Gebiete gibt es andere Risiken als auf der Bustour in Europa.

Erste Beratung

Notwendige Informationen erhalten Sie meist beim Reiseanbieter oder im Reiseführer. Zuerst sollte aber Ihr Arzt den Impfpass überprüfen, ob Ihre Standardimpfungen noch aktuell sind oder ob Sie Auffrischungsimpfungen benötigen.

Grundsätzlich kann jede Ärztin und jeder Arzt alle Impfungen durchführen. Einzige Ausnahme ist die Gelbfieberimpfung. Dieser Impfstoff darf nur in einer zugelassenen Gelbfieber-Impfstelle gespritzt werden.
Wer für sein Reiseziel voraussichtlich mehrere Impfungen benötigt, informiert sich am besten in spezialisierten reisemedizinischen Arztpraxen, bei Beratungsstellen für Reisemedizin beziehungsweise  Tropenmedizin an Kliniken oder in Gesundheitsämtern.

Manche Impfungen müssen mit einem ein- bis mehrwöchigen Abstand wiederholt werden, bis ein guter Impfschutz aufgebaut ist. Sie sollten sich daher möglichst schon zwei bis drei Monate vor Reiseantritt erkundigen und dann mit dem Impfen beginnen.

Standardimpfungen prüfen

Viele Impfungen, die fast alle Kinder und Jugendliche bei uns bekommen, halten ein Leben lang. Andere müssen später aufgefrischt oder nachgeholt werden. Die bei uns üblichen Standardimpfungen schützen gegen Wundstarrkrampf (Tetanus) und Diphtherie sowie Keuchhusten (Pertussis) und Kinderlähmung (Polio, TDP-P). Man erhält sie als Impfstoffkombination. Zum Standard zählen bei uns auch Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Auch diese Impfstoffe werden in Kombination geimpft. (GPSP 4/2014, S. 9) Nicht vergessen: Die hierdurch verhüteten Krankheiten waren bis zur Einführung einer allgemeinen Impfung hierzulande noch weit verbreitet und kommen in weniger entwickelten Ländern immer noch häufig vor.

Reiseimpfungen im Überblick

Häufig empfohlene Impfungen in alphabetischer Reihenfolge:

Cholera: Nur selten empfehlenswert, etwa bei Reisen in bekannte Infektionsgebiete – vor allem für Helfer im Gesundheitsdienst.

Gelbfieber: Ist erforderlich in Regionen, in denen es immer wieder zu Gelbfieberinfektionen kommt. Solche Endemiegebiete gibt es im tropischen Afrika und in Südamerika. Oft ist die Impfung dort bei Einreise vorgeschrieben1 – auch bei Grenzübertritten zwischen benachbarten Ländern. Früher musste die Impfung alle 10 Jahre aufgefrischt werden, seit 2016 ist sie laut WHO lebenslang gültig. Da das noch nicht alle Länder akzeptieren, sollten Reisende sich im Einzelfall vorher erkundigen, ob eine ältere Impfung anerkannt wird.

Frühsommer-Meningoenzepha­litis (FSME): Bereits die südlichen und südöstlichen deutschen Bundesländer gelten als Risikogebiete für diese durch Zecken übertragene Infektion. Das RKI bietet eine aktuelle Karte.2 Die Krankheit kommt auch in der Schweiz und in Österreich, im östlichen Mitteleuropa und in Osteuropa inklusive Russland vor. Das sollten Reisende bedenken, die sich viel in der Natur aufhalten wollen.

Hepatitis A: Verunreinigte Lebens­mittel und unsauberes Trinkwasser sind die wichtigsten Quellen dieser Infektion. Bereits in südlichen und östlichen Mittelmeeranrainern, vor allem aber in armen Ländern, ist Hepatitis A weit verbreitet. Ein Impfschutz ist daher oft empfehlenswert.

Hepatitis B: Blut, Sexualkontakt und verunreinigte Spritzen sind bei uns die bekanntesten Infektionsrisiken, eine Übertragung ist jedoch auch durch Körpersekrete per Schmierinfektion möglich. Hepatitis B gehört in Deutschland mittlerweile zu den Standardimpfungen bei Kindern und sollte bei Tropenreisen auf keinen Fall fehlen.

Japanische Enzephalitis: Die Infektion ist in Asien verbreitet und wird durch Mücken übertragen. Die Impfung ist keine Routineimpfung, sondern vor allem bei Aufenthalten in ländlichen Gebieten sinnvoll.

Meningitis: Die Hirnhautentzündung wird durch Bakterien ausgelöst und ist besonders im so genannten Meningitisgürtel Afrikas verbreitet – vom Senegal bis Äthiopien. Je nach Reiseziel werden spezielle Impfstoffe empfohlen.

Tollwut: Eine Impfung gegen diese Infektion durch Tierbisse wird für Regionen mit hoher Tollwutgefahr empfohlen (z. B. ländliche Gebiete in Indien oder afrikanische Länder – vor allem wegen streunender Hunde).

Typhus: Hauptursache dieser bakteriellen Infektion ist vor allem mangelnde Hygiene. Eine Impfung wird für die meisten tropischen und subtropischen Länder empfohlen, aber z.B. auch bei Reisen nach Russland und China.

Wann nicht impfen?

Manchmal dürfen prinzipiell empfehlenswerte Impfungen aus medizinischen Gründen nicht durchgeführt werden. Zu solchen „echten“ Kontraindikationen zählen vor allem akute schwere Krankheiten. Auch dürfen schwangere Frauen niemals mit Lebendimpfstoff geimpft werden. Das sind die Vakzine gegen Masern, Mumps, Röteln, Windpocken und Gelbfieber. Stillen hingegen ist keine Kontraindikation, außer bei der Gelbfieberimpfung.
Bei bestimmten Allergien ist ebenfalls Zurückhaltung geboten. Besteht eine Allergie gegen Antibiotika wie Neomycin oder Streptomycin, sind bestimmte Impfstoffe tabu. Das gilt auch für Menschen mit Allergie gegen Hühnereiweiß bei Gelbfieber- und Grippe-Impfstoffen.

Kein medizinischer Hinderungsgrund fürs Impfen sind leichte Infekte mit Fieber unter 38,5°C. Auch eine Behandlung mit Cortison in niedriger Dosierung oder in Asthmasprays steht einer Impfung nicht im Wege.

Sicherheit

Schwere Nebenwirkungen sind bei Reiseimpfungen sehr selten. Bei allen Impfungen müssen Sie allerdings häufig mit einer Hautreizung an der Einstichstelle rechnen (Lokalreaktion). Sie könnten sich hinterher auch schlapp fühlen oder Temperatur­anstieg bekommen (Allgemeinreaktion). Diese Reaktionen halten in der Regel nicht mehr als drei Tage an und bedeuten, dass sich der Organismus mit dem Impfstoff auseinandersetzt.

Wer zahlt?

Die gesetzlichen Krankenversicherungen sind verpflichtet, Standard­impfungen, etwa gegen Tetanus und Diphtherie, zu erstatten. Für Reiseschutzimpfungen besteht prinzipiell kein gesetzlicher Erstattungsanspruch.3 Manchmal übernehmen gesetzliche oder private Kassen aber dennoch solche Schutzimpfungen.4 Erkundigen Sie sich rechtzeitig bei Ihrer Krankenversicherung, was erstattet wird.

Fazit

Bei Reisen in ferne Länder empfiehlt es sich, möglichst frühzeitig zu erkunden, welche gesundheitlichen Risiken bestehen, eine Gesundheitsberatung wahrzunehmen und mit einem Arzt oder einer Ärztin über notwendige Schutzimpfungen zu sprechen. GPSP empfiehlt bei Tropenreisen eine Beratung durch Experten.

Zecken
GPSP 4/2010, S. 6

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2017 / S.11