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© Jakob Frey-Schaaber

Zahnschäden durch Buprenorphin: Verdacht erhärtet

Warnhinweise in den USA deutlich ausführlicher als in der EU

Die US-amerikanische Arzneimittel-Behörde FDA warnte Anfang 2022, dass das starke Schmerzmittel Buprenorphin möglicherweise die Zähne schädigen kann. Tabletten mit Buprenorphin, die unter die Zunge gelegt werden, sind in Deutschland hauptsächlich zur Substitutionsbehandlung bei Drogenabhängigen gebräuchlich. Eine weitere Analyse bestätigt nun den Verdacht. Darüber berichtete das arznei-telegramm.1

Nicht nur bei Drogenabhängigen

Ein Forschungsteam hatte dafür US-amerikanische Daten zu Verordnungen und ärztlichen Diagnosen aus den Jahren 2006 bis 2020 ausgewertet. In absoluten Zahlen waren Zahnschäden zwar eher selten: Berichtet wurden rund 22 Fälle, darunter acht mit Karies oder Zahnverlust, wenn 1.000 Personen die Tabletten über ein Jahr anwendeten. Die Zahl lag mit den Tabletten aber deutlich höher als mit Buprenorphin als Pflaster. Das spricht dafür, dass die Art der Anwendung eine wichtige Rolle spielt. Das Risiko war auch größer, wenn Anwendende mit erhöhtem Kariesrisiko (etwa Menschen, die rauchen oder Drogen nehmen) bei der Auswertung ausgeschlossen wurden. Die Zahnschäden durch Buprenorphin sind also vermutlich nicht nur das Ergebnis schlechterer Zahnhygiene.

Das Forschungsteam vermutet, dass sich möglicherweise der bakterielle Belag auf der Zahnoberfläche verändern könnte, wenn die Anwendenden die Tabletten wie vorgesehen etwa zehn Minuten lang im Mund behalten. Bei Buprenorphin ist auch bekannt, dass es zu Mundtrockenheit führen kann. Das kann Zahnschäden ebenfalls begünstigen.

Wenig Informationen in der EU

In den USA enthalten die Beipackzettel bereits seit einem Jahr entsprechende Warnhinweise: Patient:innen sollen den Mund nach der Anwendung der Tablette gründlich mit Wasser ausspülen, dieses anschließend schlucken und bis zum Zähneputzen eine Stunde warten. Auch regelmäßige zahnärztliche Kontrollen werden empfohlen.

In der EU sind die Nebenwirkungen inzwischen auch aufgefallen, die Anbieter entsprechender Arzneimittel müssen verstärkt darauf achten. Bisher ist die Nebenwirkung aber nur in den Produktinformationen von Buprenorphin-haltigen Arzneimittel zum Drogenersatz aufgeführt.1

Zahnschäden durch Buprenorphin

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2023 / S.22