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Unverantwortlich bei Krebs?

Wer denkt bei diesem Bild nicht an eine Patientin mit Krebs, der durch Chemotherapie die Haare ausgefallen sind? Der Anbieter von Recancostat hat für sie einen scheinbar guten Tipp: „Der verantwortungsbewusste Umgang mit dem eigenen Körper und eine ausgewogene Ernährung ist besonders im Falle einer Erkrankung wichtig, um den Körper mit der notwendigen Energie zu versorgen.“ Soll wohl heißen: Es wäre geradezu verantwortungslos, das nicht mit Recancostat zu tun.

Werbung für das Nahrungsergänzungsmittel Recancostat

  • Krebspatientin? Nahrungsergänzungsmittel dürfen nicht mit Krankheiten beworben werden. Das Bild sagt aber mehr als 1.000 Worte.
  • Mutmacher? Schöne Sprüche machen noch keine Wirkung.
  • Wirkung. Ob jemand „Mikronährstoffbegleitung“ braucht, ist fraglich

Recancostat erinnert nicht nur im Namen an Krebs, sondern hat in leicht unterschiedlicher Zusammensetzung eine längere einschlägige Geschichte als angebliche ergänzende Krebsbehandlung hinter sich, einschließlich mehrerer Vertriebsverbote als Arzneimittel.1 Bereits 1996 warnten die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und die Deutsche Krebsgesellschaft vor dem damaligen Produkt als „Substanzgemisch ohne nachgewiesene Wirkung“.2 Der aktuelle Anbieter Scave Nutraceuticals preist Recancostat nun in geringfügig veränderter Zusammensetzung als Nahrungsergänzungsmittel an. Das Wort „Krebs“ wird in der Werbung wohlweislich vermieden, aber die Assoziation bleibt angesichts der Vorgeschichte bestehen.

Nach wie vor gilt, was vor 25 Jahren über die Inhaltsstoffe von Recancostat geschrieben wurde: Es ist nicht belegt, dass die Substanzen, die überall natürlich im Körper vorkommen, eine krebshemmende Wirkung haben.2 Unverantwortlich ist es, schwerkranken Menschen ein Mittel mit unbewiesener Wirksamkeit anzupreisen.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2021 / S.28