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Neutrale Information im Internet?

Onmeda zählt nach eigenen Angaben mit zwei Millionen Nutzern im Monat zu den meistbesuchten Gesundheitsinformationen im Netz. Kürzlich teilte Onmeda mit: „Insbesondere beim sensiblen Thema Gesundheit sind fachlich fundierte, neutrale und aktuelle Inhalte für den Nutzer von zentraler Bedeutung“.1 Doch wie weit ist es mit der Neutralität her? Wir haben am Beispiel der umstrittenen HPV-Impfung (GPSP 4/2007, S. 3) einmal nachgeschaut.

Die Website von Onmeda mit Werbung
Abbildung: www.tellsomeone.de (Zugriff 7.3.2009)
  • Von Werbung umgeben: Diese Onmeda Website ist von Werbung für „tell someone“ eingerahmt.
  • Gesponsertes Diskussionsforum: Wer steckt hinter „tell someone“
  • Versteckte Werbung: „tell someone“ ist eine Werbeseite des Impfstoff-Anbieters Sanofi Pasteur MSD.
  • „tell someone“ suggeriert, dass die HPV-Impfung die meisten Krebsfälle verhindern kann. Untersucht wurde allerdings der Schutz vor Zellveränderungen, die als Krebsvorstufen gelten. Laut US-Zulassungsbehörde wurden aber nur 16,9% aller schweren Zellveränderungen verhindert – und das auch nur, wenn die jungen Frauen sich vorher noch nicht mit dem Virustyp 16 oder 18 angesteckt hatten.5
  • Onmeda Experte Dr. Blaschke weiß: „Ganz viel Informationen gibt es auch unter: Tell someone.de“
  • Ist Dr. Blaschke wirklich nur „ein niedergelassener Gynäkologe?“ Tatsächlich tourt Dr. Blaschke im Auftrag des Herstellers durch Schulen und macht Werbung für die HPV-Impfung.3

Onmeda ist ein werbefinanziertes Internetportal (www.onmeda.de). Gezielt wird hier auf die Website des Impfstoffherstellers Sanofi Pasteur MSD gelenkt. Dort finden sich einseitige und teilweise irreführende Informationen zur HPV-Impfung. So wird bei „tell someone“ z.B. behauptet: „Gebärmutterhalskrebs ist die zweithäufi gste krebsbedingte Todesursache bei jungen Frauen im Alter zwischen 15 und 44 Jahren. Allein in Deutschland erkranken jährlich 6.200 Frauen und rund 1.700 sterben daran.“2 Diese Zahlen beziehen sich aber auf Frauen aller Altersgruppen. Unter den 15-44-jährigen Frauen starben 184 an Gebärmutterhalskrebs und es ist die vierthäufigste krebsbedingte Todesursache.6 Onmeda bietet Herstellern viele Möglichkeiten, sich zu präsentieren, so z.B. „Foren Sponsoring“. Dabei ist das Diskussionsforum, in dem sich Patienten austauschen können, nur Mittel zum Zweck. Es ermöglicht dem Hersteller „die direkte und genaue Ansprache der Zielgruppe“.4

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2009 / S.16