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Elektronikschrott

Auch Werbung kann Sondermüll sein. Die Pharmafirma Eli Lilly verschickte kürzlich an Krebsärzte bunte Schachteln, bedruckt mit dem Foto eines gut besuchten Football-Stadions. Na und?

Ausschnitt aus der Werbung für das Krebsmedikament Alimta®
Zusammenstellung von Originalbildern aus dem Video des Werbemediums

Wer die Schachtel öffnet, blickt auf einen Bildschirm. Und wie von Zauberhand startet ein Video. Es dauert etliche Football-Sequenzen und Kommentare über die „richtige Strategie“ beim Spiel, die „starke Mannschaft“ und das „gute Team“, das den Gegner besiegt, bis dann der entscheidende Satz fällt: „Kraft ist keine Frage des Alters. Mit Alimta geben Sie Ihren Patienten diese Kraft.“ Kaum zu glauben, welche Assoziationen hier mit dem graumelierten Topspieler Nr. 11 erzeugt werden! Alimta® ist ein Krebsmedikament, kein Stärkungsmittel. Statt Ärzten aussagekräftige Informationen zu liefern, versorgt Lilly sie mit plakativen Sprüchen und produziert Elektronikschrott, wenn die Werbeschachtel schließlich im Müll landet.

Alimta® (Wirkstoff Pemetrexed) ist ein verschreibungspflichtige Krebsmedikament, ein Chemotherapeutikum. Die Videobotschaft bewirbt es für das nichtkleinzellige Bronchialkarzinom, einen relativ häufigen Lungenkrebs. Behauptet wird ein Überlebensvorteil von 25%. Nur im Kleingedruckten kann man erkennen, dass das lediglich für eine bestimmte Patientengruppe gelten soll. Insgesamt wird der relative Nutzen des Präparats im Vergleich zu anderen Behandlungsmöglichkeiten aber als umstritten angesehen.1 Alimta® kann den Krebs so wenig heilen wie ein Vergleichspräparat. Nach zweieinhalb Jahren sind fast alle Patienten verstorben, egal welche Therapie sie bekamen.2 Auch Alimta® kann also diesen Krebs nicht heilen. Und wie jedes Chemotherapeutikum hat Pemetrexed starke unerwünschte Wirkungen: Sehr häufig sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, nach einiger Zeit steigt das Risiko für Infektionen und andere schwere Komplikationen. Die Aussage, „mit Alimta® geben Sie Ihren Patienten diese Kraft“ halten wir für irreführend und unerträglich geschmacklos.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2011 / S.16