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Bedenkliche Allianz

Im Rahmen einer gemeinsamen Werbekampagne ließen die Apothekenkette easyApotheke und das Pharmaunternehmen Bayer Healthcare im Dezember bundesweit große Werbetafeln für das Magenmittel „Rennie® fresh“ aufstellen. EasyApotheke rühmt sich, damit „auf dem Apothekenmarkt wieder einmal Neuland zu betreten“.1 In einer Apotheke erwarten Kunden gute Beratung, unabhängig von Interessen einzelner Pharmaunternehmen und deren Produkten. Werbeverträge mit Firmen für bestimmte Produkte sind da hinderlich.

Werbeplakat für das Magenmittel „Rennie® fresh“

  • Neu? Rennie® ist seit vielen Jahren als Arzneimittel auf dem Markt. Neu ist die Vermarktung von Rennie® fresh als Medizinprodukt, das als „Freiwahlprodukt“ in der Apotheke und Drogerie im Regal steht.
  • Bauchgefühl? Entscheidungen für oder gegen ein Medikament erfordern Argumente und keine Gefühle.
  • Das andere Bauchgefühl: Rennie® setzt im Magen Kohlendioxid frei und kann so Blähungen oder Völlegefühl auslösen.
  • Neuland für Apotheken? Kann eine Apotheke noch neutral beraten, wenn sie Werbeverträge für ein bestimmtes Produkt abgeschlossen hat?

Bayer Healthcare bietet unter dem Markennamen Rennie® mehrere Präparate, darunter auch Rennie® fresh,2 zur Behandlung von Sodbrennen an. Die Wirkstoffe Kalziumkarbonat und Magnesiumkarbonat sollen Magensäure neutralisieren (so genannte Antazida). Eine Packung mit 24 Kautabletten kostet ca. 5,50 €. Wahrscheinlich will sich Bayer mit dem freiverkäuflichen Medizinprodukt Rennie® fresh und durch die Kooperation mit einer Apothekenkette neue Märkte erschließen. Seit Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol (GPSP 6/2008) gegen Sodbrennen rezeptfrei3 erhältlich sind, ist der Absatz von Rennie® und anderen Antazida – also Mittel, die Magensäure neutralisieren sollen – deutlich zurückgegangen. Protonenpumpenhemmer wirken zuverlässiger. Karbonat-haltige Antazida wie Rennie®, die im Magen Kohlendioxid freisetzen, werden schon lange als „überholtes Therapieprinzip“ eingestuft.4 Für alle rezeptfreien Mittel gegen Sodbrennen gilt übrigens, dass sie ohne ärztlichen Rat nur kurzzeitig angewendet werden sollten.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2013 / S.28