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© Wolfgang Zwanzger

Verklebte Augen

Was eine Bindehautentzündung für Folgen haben kann

Höchst unangenehm ist, wenn die Augen jucken, tränen und verklebt sind. Das kann an einer Bindehautentzündung liegen. Damit Sie wissen, was dabei passiert, haben wir wichtige Fakten zusammengetragen. Und Sie erfahren, wie sich Ansteckungen am ehesten verhindern lassen.

Die Bindehaut ist die zarte, transparente Innenhaut der Augenlider und der Überzug des Augapfels. Wenn sie sich entzündet, wird das Auge rot, weil die Bindehaut stärker durchblutet wird. Es sammelt sich Flüssigkeit im Lid (Ödem), und es schwillt an. Manchmal jucken die Augen, oft sind sie verklebt. Eine Bindehautentzündung entsteht in der Regel durch Viren oder Bakterien. Bei Kindern spielen Bakterien die Hauptrolle, bei Erwachsenen Viren.1 Meist sind beide Augen betroffen. Ist nur eins infiziert, wird das andere oft kurz danach angesteckt.

Hartnäckige Viren

Bei der viralen Bindehautentzündung sind die Lider oft nicht so stark verklebt wie bei der bakteriellen. Sie ist im Sommer häufiger als im Winter.2 Die bakterielle Infektion hat von Dezember bis April Hochsaison.

Wenn Viren eine Bindehautentzündung verursachen, handelt es sich meistens um Adenoviren. Diese virale Infektion ist hoch ansteckend, breitet sich epidemieartig aus und wird daher Keratoconjunctivitis epidemica genannt.1 Manchmal fühlt man sich unwohl wie bei einem grippalen Infekt, und die Lymphknoten in Augennähe schwellen an. Daher spricht der Volksmund von Augen-Grippe. Auch ohne antivirale Augentropfen heilt sie ab. Antibiotische Tropfen helfen sowieso nur gegen Bakterien (siehe unten).

Tipp: Um andere nicht anzustecken, ist es wichtig, das kranke Auge nicht zu berühren, sich häufig die Hände zu waschen und sie zusätzlich zu desinfizieren. Stoffhandtücher, die mehrere Menschen benutzen, sollte man meiden. Kühle Umschläge oder künstliche Tränen3 lindern oft die Beschwerden.

Nur ein Auge entzündet

Außer Adenoviren können auch Herpes-Viren die Bindehaut angreifen. Das passiert zwar selten, kann aber langfristige Schäden hinterlassen, wenn sich Hornhaut oder Netzhaut entzünden. Sowohl Herpes-simplex- (Auslöser des Lippen- oder Genitalherpes) als auch Varicella-zoster-Viren (Auslöser von Herpes zoster, Gürtelrose) können eine virale Bindehautentzündung verursachen. Sie beginnt oft an einem Auge. Bei H. zoster ist oft auch das Lid und der Bereich um das Auge herum entzündet.1 Außerdem entstehen häufig kleine Bläschen, das Auge piekt und brennt. Bei beiden Viren be-
ginnt die Entzündung meist an einem Auge, das andere entzündet sich etwas später. Beide Herpesviren-Infektionen sind gefährlich! Deshalb sollte der Hausarzt bei Verdacht schnell zum Augenarzt überweisen, damit je nach Befund optimal behandelt wird.

Mit eitrigem Sekret verklebt

© Thomas Kunz
© Thomas Kunz

Bei einer bakteriellen Bindehautentzündung bildet sich in der Regel auf beiden Augen ein eitriges Sekret.2 Fast immer heilt sie von selbst ab. Das heißt, wer betroffen ist, braucht meist keine antibiotischen Augentropfen anzuwenden (Ausnahmen siehe unten). Arzt und Ärztin müssen auch keinen kostspieligen Abstrich machen, um herauszufinden, welcher Keim dahinter steckt.

Tipp: Wichtig ist auch hier, die Hände gründlich zu reinigen (am besten desinfizieren), das Auge nicht zu berühren und eitrige Beläge morgens mit Wasser und Einmal-Wattepads zu entfernen! Warme oder kühle Umschläge sowie künstliche Tränen können die Symptome lindern.

Zwar haben einige Studien ergeben, dass bakterielle Bindehautentzündungen mit antibiotischen Tropfen etwas schneller abheilen und damit die Zeit verkürzen, in der andere angesteckt werden können.4 Allerdings werden Bakterien gegen die Antibiotika resistent, was gegen die Tropfen spricht.

Andere „böse“ Verursacher

Sehr selten können auch sexuell übertragbare Erreger wie Gonokokken und Chlamydien eine Bindehautentzündung verursachen. Wenn gleichzeitig Geschlechtsorgane von einer Entzündung betroffen sind, ist das ein Hinweis auf diese zwei Bakterien. In beiden Fällen muss der Arzt oder die Ärztin antibiotisch behandeln, sofern er diese Erreger im Abstrich nachgewiesen hat. Denn bleibende Augenschäden können die Folge sein.

Ein anderes Kapitel ist die allergische Bindehautentzündung durch Pflanzenpollen oder Tierhaare. Typischerweise sind die Augen nicht verklebt. Sie sind gerötet, jucken und brennen. Die Therapie behandeln wir in einer anderen GPSP-Ausgabe.

Manchmal sind die Augentropfen selbst unverträglich. Röten sich danach die Augen, kann das an einer allergischen Reaktion liegen. Dann müssen Sie das Präparat sofort weggelassen, und Sie benötigen ein anderes Rezept.

Bindehautentzündungen sind manchmal ein Hinweis auf ernste gesundheitliche Probleme. Wer auf Lichtstrahlen sehr empfindlich reagiert, eine Verschlechterung der Sehkraft oder ein Gefühl wie von einem Fremdkörper im Auge bemerkt, Kopfschmerzen oder Übelkeit verspürt, sollte unbedingt ärztlichen Rat einholen. Auch wenn Beschwerden nach 7 bis 10 Tagen nicht verschwunden sind, sollten Sie einen Arzt konsultieren.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2015 / S.10