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© tomazi/iStockphoto.com

Riskanter als bisher gedacht

Wechseljahre: Neue Analyse zu Hormontherapie und Brustkrebs

Durch eine Hormonbehandlung in den Wechseljahren steigt das Risiko für Brustkrebs. Nun gibt es eine neue umfassende Analyse. Demnach gilt das vermutlich schon ab dem zweiten Anwendungsjahr.

Bei starken Wechseljahrbeschwerden, die anders nicht in den Griff zu bekommen sind, kann eine Hormontherapie die Symptome häufig lindern. Das bringt aber Risiken mit sich, die schon lange bekannt sind.1 So wurde 2002 eine große Studie abgebrochen, weil Frauen, die eine kombinierte Hormontherapie mit Östrogen plus Gestagen erhielten, häufiger an Herzinfarkten, Schlaganfällen und Brustkrebs erkrankten als die Frauen ohne Hormontherapie.

Seitdem wird deutlich seltener eine Hormontherapie verordnet. Aber immer noch versuchen vor allem einige Verbände deutscher Frauenärztinnen und Frauenärzte, die Risiken zu relativieren. Angeführt werden unter anderem fehlende Daten zum frühen Beginn einer Hormontherapie.

Neue Daten zum Brustkrebsrisiko

Nun bestätigt jedoch eine neue Analyse,2 dass sich das Brustkrebsrisiko durch eine Hormonbehandlung statistisch erhöht. Dafür wurden große Studien ausgewertet, die Frauen ohne und mit Hormonbehandlung über mehrere Jahre beobachteten. Die Hormontherapie in verschiedenen Formen begann bei den meisten mit dem Start ihrer Wechseljahre. Dabei wurden Präparate eingesetzt, die den in Deutschland häufig verordneten entsprechen. Mehr als 100.000 Frauen erkrankten während der Beobachtungszeit an Brustkrebs.3

In der Analyse hatten Frauen mit Hormontherapie ein höheres Risiko für Brustkrebs, auch bei Präparaten, die nur Östrogen enthielten. Die einzige Ausnahme waren Östrogencremes, die in der Scheide angewendet wurden. Diese Zusammenhänge ließen sich bereits ab dem zweiten Anwendungsjahr nachweisen und waren mit zunehmender Einnahmedauer noch klarer. Bei Frauen, die länger als fünf Jahre mit Hormonen behandelt wurden, blieb das Brustkrebsrisiko auch nach dem Ende der Therapie über mindestens zehn Jahre erhöht.

Plausibel und konsistent
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Die aktuelle Auswertung bestätigt bisherige Erkenntnisse und liefert mehr Details. Eine wesentliche Einschränkung liegt zwar darin, dass es sich um Daten aus Beobachtungsstudien handelt, mit denen ursächliche Zusammenhänge nur schwer nachzuweisen sind. Die Ergebnisse stimmen aber mit denen anderer großer Studien überein. Sie sind auch insofern plausibel, weil das Brustkrebsrisiko mit zunehmender Dauer der Hormonzufuhr ansteigt. Störfaktoren (Confounder), die die Ergebnisse hätten verfälschen können, wurden berücksichtigt. Damit spricht vieles für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Hormontherapie und dem erhöhten Brustkrebsrisiko.

Auf dieser Basis hat das Forschungsteam berechnet, wie stark das Brustkrebsrisiko durch eine Hormontherapie durchschnittlich ansteigt. Das wird auch durch die Art der Präparate beeinflusst (Tabelle, S. 9).

Fazit

Die neue Analyse bestätigt unsere bisherige Einschätzung, dass die unerwünschten Wirkungen einer Hormontherapie nicht erst nach langjähriger Einnahme auftreten. Wenn Sie bei erheblichen und schwer zu lindernden Wechseljahrbeschwerden eine Hormontherapie in Betracht ziehen, wägen Sie also Nutzen und Risiken sorgfältig ab.

Hormonthera­pie in den Wechseljahren
GPSP   2/2018, S. 16

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2020 / S.09