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© ananaline/iStock

Vorhofflimmern: Kontrolle per Smartwatch?

Es ist nur eine Frage der Zeit, dann werden sicher noch mehr Menschen via Smartphone oder Smartwatch ihre Körperfunktionen ständig im Auge haben und etwa den Herzrhythmus auf eigene Faust kontrollieren (wollen). Wohin das führt, hat der Apple-Konzern auf der diesjährigen Jahrestagung der US-Kardiologen (ACC) vorgeführt:1 Er trat auf die Bühne der Wissenschaft mit seiner AHS-Studie,2 bei der über 400.000 Menschen ab 22 Jahre mitgemacht hatten. Sie wurden dazu vom Hersteller eingeladen. Das Ergebnis: Die App hat, wenn sie Vorhofflimmern gemeldet hat, dies in 84% der Fälle richtig erkannt. Allerdings bildete diese Studiengruppe nur einen kleinen Teil aller Mitmachenden ab, genaugenommen nur 450. Viele andere hatten nämlich nicht den Studienarzt informiert, als ihre Smartwatch wegen unregelmäßigem Herzschlag Alarm schlug. Warum nicht, ist unklar. Klar ist aber, dass nicht jedes, sondern vor allem länger andauerndes Vorhofflimmern bedrohlich sein kann. Wie groß das Zeitfenster für Unbedenklichkeit ist, soll eine neue Studie mit der Apple-Smartwatch bei über 65-Jährigen herausfinden.

Vorhofflimmern ist für einen Teil der Betroffenen zwar sehr unangenehm, jedoch kein Drama, sofern es zügig wieder verschwindet. Aber wie lange darf es andauern, und wann sollte ein Blutgerinnungshemmer zur Verhinderung eines Schlaganfalls verordnet werden? Die Europäische Herz-Rhythmus-Organisation geht von etwa fünfeinhalb Stunden aus, aber eine neue Studie erweitert den Spielraum auf einen ganzen Tag. Denn nur dann ließen Gerinnungshemmer Vorteile für Betroffene erkennen – sie minderten das Schlaganfallrisiko.

DER ARZNEIMITTTELBRIEF als eine GPSP-Mutterzeitschrift meint, dass ein uneingeschränktes Screening auf Vorhofflimmern – also auch bei gesunden Menschen – zu vielen falsch-positiven Befunden, zu unnötigen Folgeuntersuchungen und Ängsten führen kann. Auch sei nicht jedes Herzstolpern – ob von der Smartwatch richtig oder falsch gemeldet – Anlass zur Sorge und erfordere nicht sofort eine medikamentöse Therapie.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2019 / S.14