Cranberries: Verhindern Harnwegsinfekte nicht
Cranberries werden in Form von Saft oder Konzentrat, als Pillen oder Kapseln gegen Harnwegsinfekte angeboten. Denn angeblich können die roten nordamerikanischen Preiselbeeren Bakterien davon abhalten, sich an den Wänden der Harnwege festzuhalten und derart Entzündungen auszulösen. Wirklich überzeugend war die Datenlage für eine vorbeugende Wirkung bislang nicht (GPSP 2/2011). Seit der letzten umfassenden Bewertung1 2008 sind mehrere neue Studien hinzugekommen, die nun eine Neubewertung erforderten. Das Ergebnis einer aktuellen Cochrane-Studie (siehe auch Interview S. 19) ist deutlich: Wird die Wirksamkeit von Cranberry-Produkten mit Placebo, Wasser oder keiner Behandlung verglichen, dann schneidet die Beere nicht besser ab – Harnwegsinfektionen verhindern sie demnach nicht. Sowohl der leicht bittere Saft ist ineffektiv als auch Tabletten und Kapseln, resümiert die Autorin. Das gilt generell, aber auch für besonders gefährdete Personengruppen wie ältere Menschen, schwangere Frauen, Kinder oder Frauen mit immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten. Das Negativurteil entspricht der Einschätzung durch die europäische Lebensmittelbehörde EFSA, die neuerdings darüber entscheidet, ob ein Nahrungsergänzungsmittel mit bestimmten Gesundheitsversprechungen (Health Claims) beworben werden darf (GPSP 1/2011 S. 8). Fehlen die Belege für eine Behauptung, sind die „Claims“ in der Werbung verboten: Keine der 8 beantragten Versprechungen zu Cranberries, die sich auf Harnwegsinfektionen bezogen, hat die EFSA zugelassen. Übrigens hat die Europäische Behörde auch alle anderen Versprechungen für die roten Beeren nicht erlaubt.2
Stand: 1. Dezember 2012 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2012 / S.14