Zum Inhalt springen
© ananaline/iStock

Autismus: Impfstudie zurückgezogen

In vielen Köpfen ist ein Zusammenhang abgespeichert, der so nie belegt worden ist: Der Zusammenhang zwischen Autismus und der Dreifachimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Er beruht auf einer Publikation, die durch Schmiergelder in Form von Berater- und Gutachterhonoraren zustande kam. Die Studie, die der Arzt Andrew Wakefield mit Schützenhilfe von zwölf (!) weiteren Wissenschaftlern 1998 publiziert hat, wurde vor kurzem endlich vom angesehenen Fachmagazin The Lancet zurückgezogen.1 Nicht eben freiwillig, denn massiv war der Druck, nachdem die britische Ärztekammer Wakefield und Co. un­ethische Forschungsmethoden und eine unverantwortliche Darstellung der Ergebnisse vorgeworfen hatte.2

Zwölf Jahre sind seit Veröffentlichung der Studie vergangen. In der Zwischenzeit ist der Journalist Brian Deer von der britischen Sunday Times den unsauberen Methoden des Herrn Wakefield auf die Schliche gekommen:3 So waren über eine Anwaltskanzlei 3,5 Millionen britische Pfund an Ärzte und Wissenschaftler geflossen, die sich gegen die MMR-Impfung ausgesprochen hatten. Viele angebliche Belege für ein Autismusrisiko basierten zudem auf Aussagen von Eltern, die eine Schadensersatzklage planten. Hinter all dem steckte ein Deal zwischen Wakefield, damals Chefarzt an einer Londoner Klinik, und dem Rechtsanwalt Richard Barr, der sich mit Schadensersatzklagen gegen Arznei­mittelhersteller auskannte und mindestens fünf autistische Kinder zu seinen Klienten zählte (John Grisham „Die Schuld“ lässt grüßen, Buchtipp in GPSP 4/2009, S. 11).

Deer fand sogar noch heraus, warum sich Wakefield zwar gegen die Drei­fachimpfung, aber nie gegen die Impfung mit den einzelnen Impfstoffen ausgesprochen hatte: Er hatte selbst Patente für Einzelimpfstoffe beantragt!

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2010 / S.09