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© Eva-Katalin/iStock

Ärzte-Deutsch: Fehlende Verständlichkeit

Dass wir oft missverstehen, was uns der Arzt oder die Ärztin als Befund oder Rat mitteilen wollte, ist nicht neu. Verwirrend sind zum Beispiel die Begriffe „positiv“ und „negativ“. Denn ein positives Testergebnis ist vielfach negativ für den Patienten oder die Patientin. Das gilt für HIV-Tests genauso wie für Tests auf Coronaviren. Manchmal löst ein positiver Test aber auch Freude aus, etwa beim Nachweis einer lang ersehnten Schwangerschaft.

Eine randomisierte kontrollierte Studie hat untersucht, wie es sich auswirkt, wenn das Wortpaar „positiv – negativ“ durch „auffällig – unauffällig“ ersetzt wird.5 Dazu wurden realitätsnahe Arztbriefe zu Atemtestergebnissen auf Verständlichkeit geprüft. Das Ergebnis der Internetbefragung spricht gegen das Wortpaar „positiv-negativ“. Denn das verstanden nur 54% der Studienteilnehmenden richtig. Bei dem Wortpaar „auffällig – unauffällig“ waren es immerhin 65%. Besonders schwer fiel es weniger gebildeten Menschen, die Adjektive positiv und negativ richtig einzuordnen.

Die Studie hat zwei Arztbrief-Alternativen untersucht, obwohl Arztbriefe ursprünglich der Kommunikation von medizinischen Experten dienten. Der Grund: Immer mehr Menschen können den Arztbrief und damit ihre Befunde einsehen. Das Autorenteam spricht sich daher dafür aus, die Verständlichkeit ausschlaggebender Adjektive zu überprüfen und jeweils differenziert anzuwenden. So käme bei Testungen auf das Covid-19-Virus etwa das Begriffspaar „vorhanden – nicht-vorhanden“ infrage. Abschließend wird betont, dass Ärzte sich durch Nachfragen vergewissern sollten, ob Patient oder Patientin alles richtig verstanden haben. Diese Strategie hat GPSP in einem Artikel zur Patienten-Kommunikation empfohlen – einschließlich des Tipps, das Verstandene widerzuspiegeln: Fassen Sie also im Gespräch mit Ihrem „Doc“ selbst zusammen, welche Botschaften bei Ihnen angekommen sind.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2020 / S.14