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Preiswerte Arzneimittel: Generika lohnen sich

Ratiopharm – wer kennt den Namen nicht? Kaum ein anderer Hersteller hat sich in so kurzer Zeit mit großem Werbeaufwand auf den Medikamentenmarkt gedrängt. Ratiopharm ist ein typischer Hersteller von Generika. Davon gibt es viele: Hexal, Stada und ct gehören ebenfalls zu den Marktführern. Doch was sind Generika genau? Und kann man sie bedenkenlos nehmen?

Wenn ein neues Medikament auf den Markt kommt, ist es normalerweise durch ein Patent geschützt. Der „Erstanbieter“ verkauft das „Original”-Arzneimittel, das mit einem Fantasienamen versehen und beworben wird. Läuft der Patentschutz nach einigen Jahren aus, darf das Medikament auch von anderen Herstellern angeboten werden. Diese Mittel werden dann als Generika bezeichnet. Sie enthalten den gleichen Wirkstoff und die gleiche Wirkstoffmenge wie das Original und werden daher auch als Nachahmerarzneimittel oder salopp als Kopien bezeichnet.

Kein Patent hält ewig

Generika sind fast immer preiswerter als das Medikament des Erstanbieters (s. auch „Der aktuelle Preisvergleich”, Seite 3). Im Gegensatz zu den Fantasienamen der Erstprodukte wie z.B. Aspirin® (Wirkstoff Acetylsalicylsäure) oder Benuron® (Wirkstoff Paracetamol) besteht die Bezeichnung eines Generikums üblicherweise nur aus dem Namen des Wirkstoffes und der Angabe des Herstellers, z.B. „Paracetamol Hexal®“. Bisweilen werden auch Abkürzungen verwendet, z.B. „ASS AL®“, ASS steht für den Wirkstoff Acetylsalicylsäure und AL für die Firma Aliud.

Die größten und bekanntesten Hersteller von Generika sind die Firmen Ratiopharm, Hexal und Stada. Sie haben in Deutschland innerhalb weniger Jahrzehnte erhebliche wirtschaftliche Bedeutung erlangt. So rangierten Ratiopharm und Hexal im Jahr 2004 hinter den multinationalen Konzernen Sanofi-Aventis und Pfizer auf Rang drei und vier der umsatzstärksten Pharmahersteller. Stada lag auf Rang 15.

Der Name ist Schall und Rauch

Es gibt eine große Zahl von Generika-Anbietern. Das täuscht jedoch, denn oft befinden sich verschiedene Firmen unter einem Dach. So gehört nicht nur Ratiopharm zum Merckle-Konzern, sondern auch AbZ Pharma, ct-Arzneimittel, Diabetylin und Ribosepharm. Die großen Generika-Anbieter haben ihrerseits „Ableger” gegründet, die ebenfalls Generika anbieten: Bei Ratiopharm ist dies AbZ Pharma. Bei der Hexal AG, die Anfang 2005 an den Schweizer Konzern Novartis verkauft worden ist, heißt der Ableger 1A-Pharma, und bei der Stada AG ist es die Aliud GmbH.

Aus den Firmenbezeichnungen lassen sich solche Zusammenhänge nicht entnehmen. Im Gegenteil: Den Konzernen ist es offensichtlich lieb, wenn die Tochterfirmen nicht der Mutter zugeordnet werden können. Die Firmen zielen dabei auf unterschiedliche Kunden: Die einen wählen beispielsweise Präparate von Hexal oder Ratiopharm, weil deren Produkte durch permanente Werbung gut bekannt sind. Andere entscheiden sich für Präparate der Tochterfirmen 1A oder AbZ, weil diese noch etwas preiswerter sind. Nichts spricht dagegen, solche preiswerten Produkte zu kaufen, da identisch zusammengesetzte Prä­­parate eines Konzerns in der Regel aus der gleichen Produktionsstätte stammen, unabhängig davon, welcher Handelsname und welcher Firmenname schließlich auf der Packung stehen. Mitunter lassen sogar Markenhersteller ihre Medikamente von Generikaherstellern produzieren.

In Deutschland muss der tatsächliche Produzent eines Arzneimittels leider nicht auf der Packung angegeben werden. Wäre eine solche Kennzeichnung Pflicht, könnte man sofort erkennen, dass viele Präparate in Wirklichkeit vom selben Hersteller stammen. Dies würde die Entscheidung für ein preiswertes Produkt erleichtern.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2005 / S.09