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Impfpflicht für Masern?

Es wäre ein Tabubruch, die Pflichtimpfung gegen Masern. Der Gesundheitsminister droht sogar mit Strafen. Doch ist Zwang überhaupt die beste Maßnahme? Eins vorweg: Die Masernimpfung ist sinnvoll. Und möglichst viele Menschen – rund 95% – sollten sie erhalten, damit der Gemeinschaftsschutz wirksam werden kann. Der ist nämlich wichtig für Säuglinge, die erst ab dem 9. Monat gegen Masern geimpft werden können, und für alle Menschen, die wegen eines gestörten Immunsystems diesen Impfstoff nicht bekommen dürfen. Eine Impfpflicht für Kinder bessert den Schutz vor Masern aber kaum, denn hierzulande haben bei der Einschulung knapp 93% beide notwendigen Masernimpfungen.1 Die Probleme liegen ganz woanders. Nach den letzten vorliegenden Zahlen waren nur zwei Drittel der 24 bis 30-jährigen zweimal gegen Masern geimpft, bei den 31 bis 42-jährigen gerade mal ein Drittel.

Hier tut Aufklärung Not! Studien belegen, dass die Impfbereitschaft steigt, wenn über den Gemeinschaftsschutz oder „Herdenschutz“ durch Impfen aufgeklärt wird. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts und der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission sehen deshalb eine Impfpflicht eher skeptisch. Es werden sogar negative Effekte befürchtet: Zwang könnte den Eindruck erwecken, dass es keine überzeugenden Argumente für die Masernimpfung gibt. Außerdem: Führt ein Staat die Pflicht für eine Impfung ein, werden andere Impfungen für weniger wichtig gehalten. In Italien und Frankreich ist genau das passiert. Nachdem einige Impfungen Pflicht wurden, sank die Bereitschaft für andere empfohlene Impfungen. Zwang sollte immer das letzte Mittel bleiben. Einstweilen empfehlen wir, auf Argumente und Vernunft zu setzen. Aufklärung tut Not. Und manches ließe sich vereinfachen, zum Beispiel, wenn sich die Eltern beim Kinderarzt gleich gemeinsam mit ihren Sprösslingen impfen lassen können.

Impfen einfacher machen
GPSP
 5/2018, S. 19

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2019 / S.03