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Beta-Glucan

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Zahlreiche Firmen bieten Beta-Glucan als Nahrungsergänzungsmittel an. Kosten: z.B. 18 bis 29 Euro für 60 Kapseln mit 0,25 g bis 0,5 g.

Was ist drin?

Beta-Glucane sind Vielfachzucker (Polysaccharide), die in Getreide und in vielen Pilzen vorkommen – auch in denen, die als „Vitalpilze“ verkauft werden (z.B. brasilianischer Mandelpilz, Shiitake) sowie in Bäckerhefe. Beta-Glucane besitzen unterschiedliche Eigenschaften und Funktionen. Zellulose als Bestandteil pfl anzlicher Zellwände gehört ebenso zu den Beta-Glucanen wie Chitin im Insektenpanzer

Was wird versprochen?

Glucane werden in der Werbung als Tausendsassas dargestellt. Über eine Aktivierung des Immunsystems sollen sie gegen alle möglichen Krankheiten helfen. Typische Werbeslogans aus dem Internet: „Da lacht Ihr Immunsystem“, „aktivieren die wichtigsten Immunzellen Immun-Nährstoff vor allem zur Kontrolle viraler Infektionen ein, darunter HIV“, Glucane „beugen Krebs vor, beschleunigen Wundheilung“.

Was ist belegt?

Da sich Beta-Glucane in ihrer Struktur und Funktion unterscheiden, müssten sie korrekterweise separat untersucht und bewertet werden. Das ist aber nicht systematisch gemacht worden. Hinweise aus Reagenzglas-Untersuchungen, dass manche Beta-Glucane Immunzellen beeinflussen können, sind bedeutungslos, solange klinische Studien fehlen, die eine Wirksamkeit gegen einzelne Krankheiten belegen. Die fehlen zum Beispiel für Krebs oder Schuppenfl echte (Psoriasis). Tierversuche mit Beta-Glucanen lassen ebenfalls keine Schlüsse auf einen Nutzen beim Menschen zu.

Was sagt GPSP?

Beta-Glucan-Produkte als Mitt el gegen Krankheiten zu vertreiben, ist nicht zulässig. Sie sind nicht generell unproblematisch. Das Bundesamt für Risikobewertung berichtete, dass Shiitakepilze – wenn auch selten – heftige Hautreaktionen verursachen können.1 Der Auslöser: Lentinan, ein Beta-Glucan aus dem Pilz. Anbieter von Beta-Glucanen bedienen das oft verbreitete Fehlurteil, dass die Immunabwehr mit einem Naturprodukt ohne Nebenwirkungen gesteigert werden könne. Dass Beta-Glucane das Risiko verringern, an Grippe, Allergien und vielleicht sogar an Krebs zu erkranken, sind leere Versprechungen. Beta-Glucane aus Hafer dürfen neuerdings in Europa mit dem Hinweis verkauft werden, dass sie den Cholesterinspiegel im Blut senken und das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen verringern können.2 Die wissenschaftliche Begründung für diese Behauptung ist aber mehr als schwach.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2011 / S.11