Bittergurke: Forschung oder Marketing?
Das internationale Gemüseforschungszentrum AVRDC in Taiwan und die Universität Gießen wollen verstärkt über die Bittergurke (auch Bittermelone genannt) forschen. In einer Pressemitteilung wird dies begründet:1 Mit einer „verbesserten Bittergurke“ solle „ein wirksames Mittel gegen Diabetes Typ 2“ geschaffen werden, „ein ,Medikament‘, das sich auch Arme leisten können“. Hier scheint doch Einiges durcheinander geraten zu sein. Wirksame und gut bewährte blutzuckersenkende Mittel, beispielsweise mit dem Wirkstoff Glibenclamid, gibt es hierzulande bereits für 12 Cent pro Tag und für arme Länder für weniger als 1 Cent. Warum Bittergurken sich zudem als Lebensmittel zur Behandlung des Diabetes nicht eignen, haben wir in GPSP 5/2008 (S. 7) beschrieben. Beispielsweise weil deren Inhaltsstoffe nicht standardisiert sind und daher keine kalkulierbare Therapie möglich ist. In der Pressemitteilung geht es aber nicht nur um Informationen zum Forschungsprojekt, das übrigens mit 1,2 Millionen € öffentlicher Gelder gefördert wird. Über eine Internetseite werden nebenbei auch Kochrezepte hoch gelobt. Von der zweifelhaften Aktion profitieren sowohl die Universität, die Forschungsgelder kassiert, als auch die Anbieter von Bittergurken, sofern sich das Gemüse in heimischen Mahlzeiten verankern lässt. Mit dem in der Pressemitteilung erwähnten „Kampf gegen Diabetes“ hat dies alles wenig zu tun.
Stand: 1. Dezember 2011 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2011 / S.04