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Vorher – Nachher

„Was anderen geholfen hat, könnte auch mir helfen…“ – mit diesem Denkmuster geht Werbung auf Kundenfang, wenn sie mit Erlebnisberichten arbeitet. Die Anzeige für das Medikament Gelencium®, das bei Arthrose und Gelenkschmerzen helfen soll, zeigt eine Art Gegenüberstellung: früher schmerzgekrümmt, heute joggend am Strand. Nur das Kleingedruckte klärt auf: „Abbildung wahren Betroff enen nachempfunden“. Halbseidenen Erfahrungsberichten mit einer Renate oder sonst wem sollten wir misstrauen. Nur seriöse wissenschaftliche Studien sind aussagekräftig.

Anzeige für das Medikament Gelencium® bei Arthrose und Gelenkschmerzen
Abbildung: Anzeige aus Tina Nr. 23, 30.5.2018
  • Forschung? Wir finden keine Studie, die die Kombination der Inhaltsstoffe1 von Gelencium® untersucht hat.
  • Bekannt aus TV? Aufeinander abgestimmte Werbespots und Werbeanzeigen potenzieren die Werbewirkung.
  • Naturkraft? Hohle Wortschöpfungen sind kein Beleg für Wirksamkeit.
  • Neuartig? Die Inhaltsstoffe sind schon lange bekannt.

Gelencium® ist ein homöopathisches Arzneimittel bei rheumatischen Gelenkbeschwerden (19,95 € für 30 ml). Für die Zulassung homöopathischer Medikamente gelten weniger strenge Vorschriften als für andere Medikamente (GPSP 2/2017, S. 24). Wissenschaftlichen Studien mit Gelencium®, das sieben Inhaltsstoffe in homöopathischen Verdünnungen (Potenzen) enthält, konnten wir nicht finden. Die Werbeanzeige hebt besonders den Pflanzeninhaltsstoff Berberin hervor, dessen Nutzen für Gelenkknorpel belegt sei. Doch die zitierten Studien wurden mit Ratten durchgeführt, solche Erkenntnisse sind nicht auf Menschen übertragbar. Und wie im Kleingedruckten zu lesen ist, hat man die Tierstudien zudem mit „abweichenden Wirkstoffk  onzentrationen“ durchgeführt.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2018 / S.28