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Verführerischer Mix aus Werbung und Information

Das Internetportal „Lifeline – medizin im internet“ liefert Anschauungsunterricht in Sachen Arzneimittel-Information, die von der Pharmaindustrie gesponsert wird. Unter dem Stichwort Hämorrhoiden stößt der wissensdurstige Leser sekundenschnell auf einen Beitrag zur Anwendung von Hämorrhoidensalbe bei geschwollenen Augen, Tränensäcken und Falten. Statt aber eindeutig vor den Risiken zu warnen, macht das Portal diesen Gebrauch außerhalb der Indikation erst interessant. Der Hersteller des Hämorrhoidenmittels Posterisan® unterstützt die Internetseiten finanziell und empfiehlt praktisch sein eigenes Mittel – ohne dabei auf gefährliche Verwechselungsmöglichkeiten bei seinen Produktvarianten hinzuweisen.

Ausschnitte aus dem Internetportal „Lifeline - medizin im internet“ zu Hämorrhoiden
Quelle: http://www.haemorriden.net/haemorrhoiden/alltag/kurioses/content-153509.html (letzter Aufruf 16.Juli 2007)
  • Mit freundlicher Unterstützung von … ja, dem Hersteller des Präparats, das dann auch am Textende wieder auftaucht und die ganze „Info“ wunderschön einrahmt. Was am Ende steht, das behält der Leser nachweislich am besten
  • Models … Geheimtipp: Wenn viele Frauen und Männer so aussehen wollen wie Models, dann ist deren Geheimtipp für sie genau das Richtige. Die Risiken eines Gebrauchs, der nicht im Beipackzettel steht (also außerhalb der behördlich geprüften Anwendung), trägt allerdings der Anwender beziehungsweise die Anwenderin.
  • Stylist Jan Thomas: Hier wird der Stylist zum „Experten“ gekürt, nicht etwa der Hautarzt.
  • Wirkmechanismus: Hier bestätigen Dermatologen angeblich, dass der Wirkmechanismus funktioniert. Eine Quelle hierfür und Belege für die Wirksamkeit fehlen.
  • Verkauf: Die Botschaft ist klar: Wenn der Verkauf sprunghaft ansteigt, dann ist an der Sache was dran. Wer braucht da noch Studien. – In seriöser Information müsste an dieser Stelle stehen, wie zuverlässig die Wirkung ist und welche Nebenwirkungen wie häufig auftreten.
  • Posterisan® – Vorsicht, Verwechselungsgefahr. Es gibt zwei Produktvarianten, die man auf keinen Fall in der Augenregion anwenden sollte: das Cortison-haltige Posterisan® corte und das Lidocain- haltige Posterisan® akut. Die dritte Variante (Posterisan®) enthält abgetötete Darmbakterien (E. coli). Es ist nicht belegt, dass sie überhaupt gefäßverengend und abschwellend wirkt – auch nicht am After, wo die Salbe eigentlich angewendet werden soll.
  • Autor: BSMO-Redaktion: Das ist nett formuliert, verschleiert aber die Autorenschaft. Welche Rolle der Sponsor Kade spielt, ist unklar: Autor, Geldgeber ….? Hinter der Redaktion (BSMO = Business Solutions Medicine Online) steht als Kundschaft jedenfalls ein Großteil der Pharmaindustrie von Astra Zeneca bis Wyeth Pharma.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2007 / S.12