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Lästige Werbung bei lästigem Harndrang

Probleme mit der Prostata – lästiger Harndrang? Entspannt unterwegs“ – Auf Plakaten in Zügen und auf den Reiseplänen der Bahn ist die Werbeaktion für Prostagutt® geschickt platziert (Bild rechts). Doch hilft das Mittel wirklich gegen Harndrang?

Werbeaktion für Prostagutt®

  • „Apotheke“, das sagt wenig über die Qualität aus, denn leider gibt es auch in der Apotheke Produkte, die nicht ihr Geld wert sind.
  • „Qualitätspräparat“ – Das ist keine Auszeichnung. Jedes Medikament muss gesetzlich vorgeschriebene Qualitätsstandards einhalten.
  • Prostagutt forte“ – Forte verspricht eine extra starke Wirkung. Der Wirkstoffgehalt von 160 mg Sabal-Extrakt pro Kapsel unterscheidet sich aber nicht von anderen gängigen Produkten.
  • „Vermindert effektiv den Harndrang“. Untersuchungen zeigen, dass Beschwerden deutlich und anhaltend gelindert werden, wenn Männer reines Plazebo schlucken – also ein Schein-Medikamente ohne Wirkstoff. Dieser Plazebo-Effekt ist mit 40-60 Prozent sehr groß. Dass Prostagutt® besser hilft, ist nicht belegt.
  • „Rein pflanzlich“ – das klingt nach sanfter Lösung. Für die viel beworbenen pflanzlichen Mittel gegen Prostatabeschwerden (Sägepalme/ Sabal, Brennessel) gibt es nur unzureichende klinische Studien. Diese belegen keinen relevanten Nutzen, der über den Plazebo-Effekt hinausgeht. *
    * arznei-telegramm 1998; 1:8

Was kann Mann tun?

Die Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie BPH) kommt bei älteren Männern häufig vor (bei der Hälfte der 60-Jährigen, bei neun von zehn aller 85-Jährigen). Dennoch haben viele Männer keine oder nur geringe Beschwerden. Häufiger Harndrang, Abschwächung des Harnstrahls oder Nachtröpfeln sind unterschiedlich ausgeprägt und können auch individuell schwankend auftreten. Das hängt vom Schweregrad und dem persönlichen Leidensdruck ab. Bei leichten Beschwerden empfiehlt es sich, abzuwarten und regelmäßig zum Arzt zu gehen. Bei starken Beschwerden kann der Arzt wirksame Medikamente verschreiben (Doxazosin, Tamsulosin, Finasterid), die manchmal Nebenwirkungen haben. Schließlich kann operiert werden. Eine Operation lindert die Beschwerden zwar deutlich, kann ebenfalls zu Komplikationen führen: Beeinträchtigung der Ejakulation, Erektionsstörungen, Inkontinenz (Schwierigkeiten, den Harn zu halten).

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2007 / S.05