Zum Inhalt springen

Das geht ins Auge

Angst macht anfällig für falsche Werbeversprechungen. Niemand möchte erblinden. Die Werbekampagne des Herstellers Orthomol für seine Vitamin- und Nährstoffprodukte verspricht Schutz vor altersbedingter Makuladegeneration (AMD). Diese Krankheit beginnt mit unscharfem, verzerrtem Sehen. Später erscheint ein dunkler Fleck im Zentrum des Blickfelds. Die AMD ist hierzulande eine der häufigsten Ursachen von Erblindung. Eine – allerdings nur relativ gering – effektive Therapie gibt es bisher vor allem für die feuchte Makuladegeneration. Auch wenn die Werbung Anderes behauptet: Bisher gibt es keine Studien, die nachweisen, dass hoch dosierte Vitaminpräparate zur Vorbeugung gegen AMD nutzen.1 Doch genau das suggeriert dieses Faltblatt.

Faltblatt über Vitaminpräparate zur angeblichen Vorbeugung gegen AMD
Abbildung: http://orthomol.de/images/PR/large/Ophthalmologie-
Kampagnenmaterial.jpg
  • Scheinbar neutrale Information. Diskret, aber unübersehbar wird der Blick auf auf Orthomol-Produkte gelenkt.
  • Schutz? Vitamine sind wichtig für die Gesundheit. Die Einnahme schützt aber nicht vor der Augenkrankheit AMD.
  • Wiedererkennung: Kräftige Farben springen ins Auge. Orthomol-Produkte mit ihren blauen Verpackungen benutzen alle das gleiche Farbschema und sind in vielen Apotheken exponiert aufgestellt.
  • Angstmacherei mit Zahlen: 50% der schweren Sehstörungen – das könnte so missverstanden werden, dass die Hälfte aller Menschen AMD bekommt.
  • Teure Marke: Vitaminprodukte der Firma Orthomol sind teuer. Könnte das mit der aufwändigen Werbekampagne zu tun haben?

Die Firma Orthomol vertreibt Produkte der so genannten „orthomolekularen Medizin“. Diese arbeitet mit Mischungen hoch dosierter Vitamine und Mineralstoffe.2 Zwar sind Vitamine wichtig für die Sehkraft. Eine Auswertung der relevanten Studien ergab aber, dass den Frühstadien der Makuladegeneration mit hohen Vitaminmengen offenbar nicht vorgebeugt werden kann.3 Orthomol AMD extra® (Dreimonatspackung 45,85 €) und orthomol vision® (Monatspackung 42,30 €) sind teuer und versprechen einen Schutz, den sie nicht bieten.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2008 / S.16