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© ananaline/iStock

Vitamin D: Baby auf Intensivstation

Zum wiederholten Mal berichtet die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) über eine Vergiftung mit Vitamin D – aktuell betrifft es ein sieben Monate altes Kind, das wegen einer Überdosis auf der Intensivstation behandelt werden musste.1

Zunächst hatte das Baby auf kinderärztliche Verordnung 500 Internationale Einheiten (I.E.) Vitamin D pro Tag erhalten. Das ist eine übliche Dosis, die Säuglinge bis zum zweiten Frühsommer ihres Lebens bekommen, um einer Rachitis vorzubeugen, also einer Knochenerweichung wegen Vitamin-D-Mangel. Probleme stellten sich aber ein, als die Eltern auf Anraten von Freunden stattdessen ein hochkonzentriertes flüssiges Vitamin-D-Präparat aus dem Internet bestellten. Über das Nahrungsergänzungsmittel erhielt das Kind so täglich 40.000 I.E., also die 80-fache Dosis.

Einige Monate später fiel auf, dass das Baby Gewicht und Flüssigkeit verloren hatte und sehr schläfrig war. Im Krankenhaus stellten Ärztinnen und Ärzte eine Entgleisung des Salzhaushaltes und eine Verkalkung der Nieren fest. Das Kind musste mehrere Wochen auf der Intensivstation bleiben.

Die AkdÄ kritisiert, dass nach wie vor Nahrungsergänzungsmittel mit sehr hohem Vitamin-D-Gehalt frei erhältlich sind. Die Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung, dass Nahrungsergänzungsmittel maximal 800 I.E. Vitamin D pro Tagesdosis enthalten sollen, sind für Anbieter rechtlich nicht verbindlich. Zum Vergleich: Arzneimittel, die mehr als 1.000 I.E. Vitamin D enthalten, sind verschreibungspflichtig.* Besonders warnt die AkdÄ vor hochkonzentrierten Vitamin-D-Ölen, mit denen sich Menschen in der Vergangenheit versehentlich vergiftet haben.

 

Schäden durch Vitamin D

 

*Hinweis: Im ursprünglichen Text hatten wir fälschlicherweise geschrieben, dass Arzneimittel, die mehr als 500 I.E. Vitamin D enthalten, verschreibungspflichtig seien. Dies haben wir am 10.11.2022 korrigiert. 

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2022 / S.14