Verhütungspflaster Evra® und gefährliche Blutgerinnsel
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Seit zwei Jahren ist Evra® auf dem Markt, das erste Pflaster zur Empfängnisverhütung. Doch die „Neuerung“ bedeutet einen Rückschritt.
Wie die meisten „Antibabypillen” enthält auch Evra® zwei Hormone, ein Östrogen und ein Gestagen. In den vergangenen Jahrzehnten ist der Hormongehalt der „Pillen” gesenkt worden, um ihre Verträglichkeit zu verbessern. Vor diesem Hintergrund erscheint Evra® als Rückschritt. Der Grund: Der durchschnittliche Östrogenspiegel liegt bei Frauen, die mit dem Evra®-Pflaster verhüten, um 60% höher als bei Frauen, die eine „Pille“ mit 35 Mikrogramm Ethinylestradiol einnehmen. (Die in Deutschland übliche Hormonmenge liegt in der Regel nicht über 30 Mikrogramm Ethinylestradiol.) Deshalb schreibt die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA seit kurzem einen Warnhinweis für Evra® vor.a Höhere Östrogenspiegel verstärken nämlich die Gefahr von Blutgerinnseln (Thrombosen). Die möglichen Folgen, wenn solche Gerinnsel den Blutfluss blockieren: Lungenembolien, Herzinfarkt und Schlaganfall.a
Bereits in der klinischen Erprobung von Evra® erlitten zwei Frauen eine Lungenembolie. Noch vor der Marktzulassung des Pflasters gab der zuständige Gutachter bei der amerikanischen Arzneimittelbehörde zu bedenken, dass das Risiko gefährlicher Blutgerinnsel bei dem Pflaster höher sein könnte als bei Einnahme der üblichen „Pillen“. US-amerikanische Anwälte, die geschädigte Frauen vertreten, haben bekannt gegeben, dass in den USA in den vergangenen zwei Jahren mindestens 17 junge Frauen zwischen 17 und 30 Jahren, die mit Evra® verhütet haben, an Herzinfarkten und Thromboembolien – und möglicherweise auch Schlaganfällen – gestorben sind.
Was tun?
Evra® mag eine bequeme Methode der Empfängnisverhütung sein. Das Pflaster muss nur einmal wöchentlich gewechselt werden. Da Verhütungsmittel jedoch von gesunden Frauen verwendet werden, sind die Anforderungen an die Sicherheit der Präparate besonders hoch anzusetzen. Dass bei Evra® die Hormonspiegel höher sind als zur Empfängnisverhütung erforderlich, ist nicht akzeptabel, da so die Gefährdung durch lebensbedrohliche Blutgerinnsel steigt.
Wir raten von der Verwendung von Evra® ab. Frauen, die sich für eine hormonelle Verhütung entscheiden, sollten in Abstimmung mit der Ärztin oder dem Arzt niedrig dosierte „Pillen“ vorziehen. Diese enthalten jeweils ein Gestagen und 20 bis 30 Mikrogramm Ethinylestradiol (Eve®, Leios®, Minisiston®, Miranova®, Monostep® u.a)
Stand: 1. Februar 2006 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2006 / S.12