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Penisverlängerung

Mehr als ein Schnitt im Schritt

Wieder einmal schwappt ein Trend aus den USA nach Deutschland: Die so genannte Penisverlängerung. Im Internet werden höchst obskure Mittelchen und Methoden, aber auch Operationen empfohlen. Die Deutsche Fachgesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen verfolgt solche Entwicklungen mit Sorge.1

Nach einer Umfrage von Plastischen Chirurgen aus den USA, die auch bei uns von der Presse aufgegriffen wurde, wollen Männer angeblich oft ein bisschen mehr „da unten“ haben. Die an der Umfrage beteiligten Chirurgen bieten zum Teil selbst entsprechende Operationen an und dürften somit ein ureigenes Interesse haben, den Eingriff zu propagieren.

Bei der auch hierzulande vielfach angebotenen Penisverlängerung wird das Glied genau genommen gar nicht verlängert. Es werden die vorderen Haltebänder durchtrennt. Dann wird mit körpereigenem Material eine neue Aufhängung geschaffen, so dass etwa 2 cm des sonst im Beckenraum liegenden Teils nach außen rutschen, und der Penis dadurch etwas länger erscheint. Dies fällt eher beim schlaffen als beim steifem Glied auf.

©Thomas Kunz

Für die Nachsorge werden Streckapparate angeboten und für zu dünn empfundene Penisse außerdem Verdickungen durch Fetteinspritzungen (Eigenfett u.a.). Die Verlängerung kostet etwa 3.000 bis 6.000 €, eine Verdickungsoperation rund 4.000 €. Wieder einmal wird durch gezielte Umfragen, kritiklose Veröffentlichungen und Werbung Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper geschürt und dadurch Bedarf für Operationen geschaffen – eine Strategie, die bereits bei der Intimchirurgie von Frauen Erfolg hatte. Und wieder einmal wird allzu häufig über die tatsächlich zu erwartenden Ergebnisse und die Risiken unzureichend informiert. Die deutsche Fachgesellschaft warnt aber ausdrücklich vor den unerwünschten Folgen: „Als wesentliche Risiken und Komplikationsmöglichkeiten werden Infektionen, anhaltende Ödembildung und Narbenstrang- bzw. Plattenbildung mit Krümmung des Penis bei der Erektion beschrieben.“1 Der erigierte Penis dürfte aufgrund des Eingriffs kaum mehr über die Waagerechte hinaus kommen und wird möglicherweise instabil. Weil sich das Gewebe bei der Vernarbung zusammenzieht, kann der „verlängerte“ Penis im Übrigen mit der Zeit wieder schrumpfen. Bei der Unterspritzung mit Eigenfett, das sich ohnehin zum Teil wieder abbaut, besteht das Risiko der Knötchenbildung.

Manche Männer sind nicht mit dem Erfolg der teuren Operation zufrieden – auch wegen unrealistischer Erwartungen, denn bisweilen wird ein bis zu 6 cm verlängertes Glied versprochen. Wer das Gefühl hat oder von anderen gesagt bekommt, sein Penis sei zu klein, sollte hierüber mit einem Urologen sprechen oder sich psychologischen Rat holen.2,3 Wir raten dringend von zweifelhaften Verlängerungs- und Verdickungsoperationen ab, die im wahrsten Sinne des Wortes schief gehen können.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 01/2012 / S.07