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Nochmals: Gegen Schweinegrippe impfen?

Gegen Schweinegrippe impfen oder nicht? Die Diskussion verschärft sich, seit in Deutschland die ersten Toten mit dieser Infektionskrankheit in Verbindung gebracht worden sind. Das öffentliche Zählen von Todesopfern, die der Schweinegrippe zugerechnet werden, vermittelt ein Gefühl der Bedrohlichkeit, trotz der zum Glück niedrigen Zahlen. Unbeachtet bleibt dabei meist, dass Schätzungen zufolge jedes Jahr an der normalen Grippe allein in Deutschland 5.000 bis 12.000 Menschen sterben.

Die Schweinegrippe wird sich in diesem Winter weiter verbreiten und wahrscheinlich einen Teil der üblichen Grippeinfektionen ersetzen. Das bedeutet keineswegs automatisch eine besondere Bedrohung. In Australien und Neuseeland, wo Schweine- und die übliche Grippe bereits gemeinsam auftraten, hat es im Vergleich zu den Vorjahren nicht mehr Grippetote gegeben, sondern weniger. Auch gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass das Virus aggressiver wird.

Der in Deutschland für die Bevölkerung verwendete Impfstoff Pandemrix® ist ausgesprochen schlecht verträglich. Die enthaltene Wirkverstärkermischung verstärkt nicht nur die erwünschten, sondern auch die unerwünschten Wirkungen (GPSP 5/2009, S. 3-4). So kommt es in einer Vergleichsstudie von Impfseren mit Wirkverstärker zum Beispiel bei jedem 5. Geimpften zu Schüttelfrost und ohne Wirkverstärker nur bei jedem 25. Impfling. Bei dem zweiten Präparat, Celvapan®, das für die Bundeswehr und Politiker vorgesehen ist, handelt es sich um einen unzureichend erprobten Impfstoff, der aus ganzen Zellen hergestellt wird – ein Verfahren, das man wegen schlechter Verträglichkeit schon vor Jahrzehnten verlassen hat. Politiker bekommen also keinesfalls etwas Besseres.

Beide Impfstoffe eignen sich wegen fehlender Erfahrungen nicht für Schwangere. Für diese haben die Behörden daher – nachträglich und viel zu spät – geringe Mengen eines auf herkömmlichem Wege produzierten Impfstoffes ohne Wirkverstärker bestellt. Wann aber dieser wie die bewährten Grippeimpfstoffe produzierte Impfstoff gegenSchweinegrippe verfügbar sein wird, bleibt offen. Vielleicht erst im Dezember. Eigentlich wäre dieser Impfstoff für die Gesamtbevölkerung der Beste. Denn auch für die Impfung chronisch Kranker, einer weiteren Gruppe, für die die Impfung gegen Schweinegrippe vorrangig empfohlen wird, finden wir keine Daten zu Pandemrix®, die eine Beurteilung des Nutzens und der Risiken ermöglichen.

Derzeit ist weder vorhersehbar, wie sich die Schweinegrippe entwickeln wird, noch lässt sich einschätzen, wie häufig der Impfstoff schwerwiegende Nebenwirkungen hervorruft – auch wenn die Behörden gute Verträglichkeit behaupten. Unseres Erachtens ist es derzeit nicht möglich, eine fundierte allgemeingültige Entscheidung zu treffen. Entscheidungen für oder gegen eine Impfung müssen daher individuell getroffen und regelmäßig dem aktuellen Kenntnisstand angepasst werden.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 06/2009 / S.10