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Läusemittel

Schwere Verbrennungen

Die Gebrauchsanweisungen einiger Läusemittel enthalten einen ungewöhnlichen Hinweis: Bei der Anwendung sei das Haar von Zündquellen fernzuhalten. Dazu gehört auch der Haarfön. Der Grund: Bei bestimmten Läusemitteln sind die getränkten Haare leicht entflammbar, solange bis sie wieder trocken aussehen. 

Entsprechende Hinweise finden sich beispielsweise in der Gebrauchsanweisung von Etopril®, das 4% Dimeticon und 96% Cyclometicon enthält. Deutliche Warnungen, dass die Gefahr schwerer Verbrennungen droht, fehlen in dem Beipackzettel jedoch. Hersteller dieses Dimeticon-Cyclometicon-Produkts ist die irische Firma Thornten & Ross, die auch „baugleiche“ Produkte unter anderem Namen vertreibt. Sie berichtet auf Anfrage von fünf Verbrennungen bei Kindern und Erwachsenen in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Dänemark.1

Einige europäische Behörden, darunter die deutsche, österreichische und niederländische, haben jetzt vor der leichten Entflammbarkeit von Produkten mit den Silikonabkömmlingen Dimeticon und Cyclometicon gewarnt. Aus Frankreich stammt der Bericht über eine Frau, die sich nach Auftragen der Lotion auf Haare und Kopfhaut eine Zigarette anzündete. Ihr Haar fing sofort Feuer. Die französische Arzneimittelbehörde hat einen Warnhinweis angeordnet, dass die Haare bis zum Ausspülen, also mindestens acht Stunden lang, von Flammen und starken Wärmequellen fernzuhalten sind.

Auch aus den Niederlanden kommen Warnungen. Bei einem Anwender hat ein gasbetriebener Boiler die Verbrennungen ausgelöst. Dem österreichischen Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen liegen zudem alarmierende Laboruntersuchungen vor: Haare können „zusammen mit dieser Substanzkombination heftig brennen“ und sind „einmal in Brand geraten, schwer beziehungsweise kaum noch zu löschen“.

Ob neben Etopril® weitere Dimeticon-haltige Kopflausmittel gefährlich sind, ist unklar. Die deutsche Behörde überblickt nicht einmal, welche Medizinprodukte zur Läusebehandlung im Handel sind. Das Präparat Ducray Itax®, das die beiden Silikonabkömmlinge in geringerer Konzentration (zusammen 59%) enthält, trägt neuerdings ebenfalls eine entsprechende Warnung, das Dimeticon-Spray Nyda® schon seit Markteinführung. Verbrennungen sollen aber – so die Hersteller – unter keinem der beiden Produkte dokumentiert sein. Bei Jacutin Pedicul Fluid®, das ausschließlich Dimeticon enthält, besteht laut Hersteller kein erhöhtes Brandrisiko, sodass ein Warnhinweis nicht erforderlich sei.

Wir halten das Risiko der Entflammbarkeit für das Dimeticon-Cyclometicon-Präprat Etopril® für unberechenbar und raten vorsichtshalber von der Anwendung ab.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2009 / S.10