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©Zezinho68

Tropische Erkrankungen: Welt-Chagas-Tag

Seit Monaten sind wir als Laien und auch Ärzte und Apotheker mit dem Thema Corona beschäftigt. Und in der Forschung sind Fachleute bemüht, herauszufinden, wie sich das Virus verbreitet, wie es sich verändert, wen es nur leicht und wen es lebensbedrohlich krank macht. Vor allem: Was hilft?

Da wundert es nicht unbedingt, dass andere medizinische Themen untergehen, etwa die unzureichende Bekämpfung der Chagas-Krankheit. Sie wird von einem Parasiten (Trypanosoma cruzi) ausgelöst, den Raubwanzen übertragen. Chagas gehört zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTD = Neglected Tropical Diseases). Zwar sind weltweit 6 bis 7 Millionen mit dem Erreger infiziert, aber für Menschen in reichen Industrieländern spielt Chagas bisher keine große Rolle. Die Folge: In die Erforschung von guten Medikamenten und Impfungen fließt wenig Geld.1 Denn wer wird das bezahlen, wenn die Infizierten häufig aus finanziell schwachen, randständigen Bevölkerungsschichten kommen und in Ländern mit maroden Gesundheitssystemen leben?2

Aber es könnte Bewegung in die Bekämpfung kommen, denn durch kontaminierte Lebensmittel und Blutkonserven aus Mittel-und Südamerika dürfte sich der Parasit – selbst ohne Raubwanzen – auch auf der Nordhalbkugel ausbreiten. Mehr Aufmerksamkeit für die Erkrankung soll der Welt-Chagas-Tag erzielen, der am 14. April 2020 erstmals stattfand. In diesem Jahr ging er in den Corona-Turbulenzen unter. Aber vielleicht nutzt er zukünftig mehr als die Londoner Erklärung von 2008. Darin hatten Pharmafirmen und Stiftungen verkündet, mehr in die Erforschung und Behandlung von Chagas zu investieren. Aber die dadurch ausgelösten Medikamentenschenkungen reichen definitiv nicht, wenn der Nutzen der Präparate nicht überzeugt.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 05/2020 / S.14

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