Placebo-Wahn: Kinder an Pillen gewöhnen?
In einer Gesellschaft, in der es üblich ist, bei allen möglichen Beschwerden zum Medikament zu greifen, ist es nur konsequent, dass man eine Pille auch dann einsetzt, wenn sie eindeutig überflüssig ist – weil nämlich in der Arznei gar kein Wirkstoff steckt – und Zuwendung und Ruhe bereits helfen würden.
Die Rede ist von der Plazebowirkung. (GPSP 3/2008, S. 11) Nun wird versucht, den zweifelhaften Nutzen von Pillen in jeder Lebenslage in Zukunft noch besser in den Köpfen von Kindern zu verankern – durch ein Mittel, das eine US-amerikanische Mutter per „placebo store“1 (Plazebo-Laden) vertreibt.
Ihr Verkaufsargument: Auch liebevolle Umarmung und Küsse hätten Plazebowirkung, nur reiche die manchmal nicht. Eltern könnten ihre Kinder auch prima mit einem Scheinmedikament versorgen. Im Internet-Laden der geschäftstüchtigen Mutter wird bisher nur eine einzige Pille angeboten: „Obecalp“ – eine Kautablette mit Kirschgeschmack. Mit weiteren Geschmacksrichtungen und anderen Zubereitungen ist wohl zu rechnen. Wenn Sie wissen möchten, was sonst noch in dem Scheinmedikament steckt: Lesen Sie das Wort rückwärts.
Stand: 1. August 2008 – Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2008 / S.08