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© ananaline/iStock

Lavendelöl: Risiken nicht ausgeräumt

Lavendelöl, das klingt zunächst harmlos. Der Grundstoff ist ja pflanzlich. Warum also nicht das lavendelölhaltige Produkt Lasea® ausprobieren, das als rezeptfreies Mittel bei innerer Unruhe und ängstlicher Verstimmung angeboten wird?

Die Antwort darauf: Es gibt schon länger Vorbehalte, weil überzeugende Nutzenbelege für die Kapseln mit Lavendelöl fehlen und weil Risiken nicht ausgeräumt sind. Das Öl verträgt nicht jeder: Es kann selten schwere allergische Reaktionen auslösen und Einfluss auf unsere Drüsenfunktionen nehmen, so die wissenschaftliche Literatur.1,2 Labor­untersuchungen haben gezeigt, dass das Öl schwache östrogene Effekte hat, und dass es androgene Effekte eher bremst. Beides passt zu der Tatsache, dass wiederholt Berichte publiziert wurden, in denen etwa bei Jungen die Brüste ungewöhnlich groß waren oder bei Mädchen vor der Pubertät ein unübliches Brustwachstum auffiel. Sie nahmen jeweils Lavendelöl als Kapsel ein.

Was dahinter steckt, ist nicht völlig geklärt. Aber Studien weisen darauf hin, dass Lavendelöl womöglich Stoffe enthält, die die Funktion von Drüsen und damit den Hormonhaushalt beeinträchtigen können – man spricht von endokrinen Disruptoren. Am bekanntesten ist Bisphenol A, dessen Wirkung mit hormon­abhängigen Tumoren – insbesondere der Brust – in Verbindung gebracht wird. Bestimmte Inhaltsstoffe von Lavendelöl ähneln diesen Disruptoren. Aber derzeit liegen noch keine Untersuchungen dazu vor, inwieweit diese Bestandteile des Öls für Menschen problematisch sind.

Wenig überzeugend belegt ist der tatsächliche Nutzen von Lavendelöl, was nicht nur daran liegt, dass Mitarbeiter des Lasea®-Anbieters an den Untersuchungen beteiligt waren, sondern auch am unzureichenden Design der Studien. Darum kommt das arznei-telegramm® zu dem Schluss: „Speziell für Brustkrebspatientinnen erscheint es uns im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes ratsam, Lavendelöl-haltige Produkte zu meiden.“

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 02/2020 / S.14