Zum Inhalt springen
© Archiv B. Frey

Essstörungen

Castingshows in der Kritik

Von 100 Frauen leiden sechs unter einer Essstörung, bei Männern sind es ein bis zwei von 100, besagt eine Studie der Universität Leipzig.1 Aus dieser geht auch hervor, dass auffällig häufig fettleibige Menschen essgestört sind – insbesondere unter den Männern. Und es gibt noch einen Geschlechter- Unterschied: Essstörungen treten zwar in jedem Alter auf, aber Männer um die 60 Jahre sind besonders oft betroffen, während es bei den Frauen gerade die jüngeren sind. Insofern ist das Ergebnis einer Befragung wichtig, die den Verdacht erhärtet, dass Castingshows wie „Germany’s Next Topmodel“ erheblichen Einfluss auf das Körperideal nehmen können.2 Angesichts der Modelkonkurrenz in Fernsehshows empfinden sich demnach viele junge Mädchen als zu dick oder fragen sich, warum sie nicht dünner sind. Solche Überlegungen machen anfällig für Essstörungen: Betroffene werden magersüchtig und essen viel zu wenig, nehmen Abführmittel, treiben exzessiven Sport und reduzieren ihr Gewicht auch durch Erbrechen (Anorexie). Andere pendeln ständig zwischen übermäßigem Essen, Erbrechen und Fasten (Bulimie). Die Essstörung bestimmt ihren gesamten Alltag, beeinträchtigt ihre gesundheitliche und berufliche Entwicklung und ist schwer zu behandeln. Manchmal hilft eine Psychotherapie, manchmal ist ein Klinikaufenthalt nötig. Übrigens: Als erstes Land der Welt hat Israel kürzlich ein größenabhängiges Mindestkörpergewicht für Models festgelegt. Außerdem müssen auf „dünn“ getrimmte Foto- Nachbearbeitungen auch als solche deklariert sein. Das wird allerdings nicht reichen, damit die Modewelt zu einem gesundheitsverträglicheren Schönheitsideal zurückfindet.

PDF-Download

– Gute Pillen – Schlechte Pillen 04/2012 / S.09