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© gilaxia/ iStockphoto.com

Die Schattenseite der MRT

Gadolinium-Kontrastmittel unter Beobachtung

MRT ist die geläufige Abkürzung für den sperrigen Begriff Magnetresonanztomografie. Doch wie funktioniert diese wirklich geniale Erfindung? Was bringen Gadolinium-Kontrastmittel, und wo liegen die Probleme?

Vermutlich sind einige unserer Leserinnen und Leser schon einmal mit einer MRT untersucht und in diese dröhnende Röhre geschoben worden. Und dennoch haben sicher nur wenige eine rechte Vorstellung vom komplizierten physikalischen Hintergrund dieser Untersuchung. Doch sicher erinnern Sie sich daran, dass Ihnen der Untersuchungsablauf erklärt wurde, Schmuck abzulegen war und Sie nach metallischen Implantaten gefragt wurden.

Manche von Ihnen bekamen dann nur noch Kopfhörer aufgesetzt, die mit oder ohne Musik die lauten Geräusche der MRT-Technik mildern sollen. Danach blieben Sie allein im Raum zurück, und die Maschine tat lärmend ihren Dienst.

Oder Ihnen wurde zunächst ein Kontrastmittel gespritzt, das die Gewebestrukturen noch deutlicher machen sollte, als es die magnetischen Felder und die Radiowellen von MRT-Geräten können. (Siehe Kasten.) Solche Kontrastmittel haben im letzten Jahrzehnt die Wissenschaft sehr beschäftigt. Aber dazu später.

Vorweg ein Lob auf die bildgebenden Verfahren: Ultraschall, Röntgen, CT und MRT sind für medizinische Diagnosen wunderbar nützlich. Sie erlauben den Blick in den Körper, machen es möglich, im Inneren nach Krankheitszeichen zu fahnden, ohne die Haut zu durchtrennen. Ärzte müssen mit Ihnen besprechen und entscheiden, wann welches Verfahren für eine Diagnosestellung am besten ist, ob etwa ein Ultraschall ausreicht, die Strahlenbelastung durch ein CT gerechtfertigt ist oder bei einer MRT ein Kontrastmittel gespritzt werden muss.

Warum Kontrastmittel?

Auch wenn die MRT per se bereits gute Abbildungen liefert, lassen sich Details nochmals besser sehen und bewerten, wenn ein Kontrastmittel in eine Vene gespritzt wird. Immer enthalten diese Mittel Gadolinium, eine sogenannte Seltene Erde – und in freier Form sehr giftig. Aber gebunden in anderen Molekülkomplexen und dadurch praktisch chemisch ummantelt, wird die Freisetzung des Gifts soweit verhindert, dass Gadolinium-haltige Mittel als Kontrastverstärker verwendbar sind. Derzeit sind zwei Formen erhältlich: lineare und makrozyklische Gado­linium-Kontrastmittel.

Nicht ohne Nebenwirkung

Gadolinium-Kontrastmittel werden seit Jahren verwendet und haben sich als relativ gut verträglich erwiesen, auch wenn es selten etwa zu Schwindel oder Übelkeit, Haut- oder gar Schockreaktionen kommt. Am positiven Nutzen-Schaden-Verhältnis bestand jedenfalls lange kein Zweifel. Zumal einiges dafür sprach, dass Gadolinium in wenigen Tagen wieder ausgeschieden wird.1 Seit Längerem gibt es allerdings Berichte über eine seltene, schwere schädliche Langzeitwirkung: die nephrogene systemische Skle­rose.2,3

Dabei kommt es zur schmerzhaften Vermehrung und Verhärtung von Bindegewebe in der Haut und inneren Organen. Dies fiel zuerst bei nierenkranken Patienten auf, meist Dialysepatienten, und zwar besonders nach Mehrfachuntersuchungen mit linearen Gadolinium-Kontrastmitteln. Bei diesen ist die schützende Ummantelung nicht so fest wie bei Präparaten mit makrozyklischem Gadolinium.

Es gibt zudem Hinweise, dass sich Gadolinium im Gehirn ablagern kann – besonders wenn es mehrfach eingesetzt wurde. Ob es dadurch zu Schädigungen kommt, und wenn ja, zu welchen, ist bisher nicht zweifelsfrei geklärt.3 Die Einzelberichte von Betroffenen müssen jedoch ernstgenommen und sollten näher untersucht werden.

Mehr Patientensicherheit

Alle MRT-Kontrastmittel enthalten Gadolinium. Um die Sicherheit von Patienten zu erhöhen, hat die EMA – im Gegensatz zur FDA in den USA – das Ruhen der Zulassungen für bestimmte lineare Mittel empfohlen und für andere die Anwendung stark eingeschränkt.3,6 Makrozyklische Präparate dürfen weiter verwendet werden, wenn die Aussagekraft einer MRT ohne Kontrastverstärkung nicht ausreicht. Dies gilt bei uns seit dem 28.2.2018.

Übrigens: In Deutschland sind Kontrastmittel ordentliche Arzneimittel mit eigener Zulassung. In anderen Ländern sind sie nur Medizinprodukte und bedürfen keiner systematischen Studien und speziellen Zulassung.7 Eine EU-weite strenge Regulierung scheint notwendig, zumal es auch schwache und noch zu überprüfende Hinweise gibt, dass Ungeborene geschädigt werden können, wenn eine schwangere Frau ein Gadolinium-Kontrastmittel bekommt. Der Stoff passiert mit dem Blutstrom die Plazenta­schranke.8 Allerdings ist auch das starke Magnetfeld der MRT-Untersuchung für das Ungeborene problematisch – aber bei ernsthafter Erkrankung der werdenden Mutter müssen manchmal solche Risiken in Kauf genommen werden.

Was tun?

In der Regel bekommen Patienten, die ein Gadolinium-Kontrastmittel erhalten, nicht den Beipackzettel des Präparats zu lesen – ähnlich wie bei Röntgenkontrastmitteln und generell bei Arzneimitteln, die im Krankenhaus verordnet werden. Darum empfehlen wir Ihnen Folgendes:

Wenn bei Ihnen eine MRT ansteht, fragen Sie doch die Ärztin oder den Arzt, ob bei Ihnen – für den Untersuchungsgrund – unbedingt ein Kontrastmittel erforderlich ist. Denn eventuell ist die Untersuchung auch ohne Kontrastmittel aussagekräftig genug. Wenn nicht, dann fragen Sie, ob in naher Zukunft weitere MRT mit Kontrastmittel geplant sind, beispielsweise um den Verlauf einer Tumorerkrankung zu erfassen. Dies ist bedeutsam, da Langzeitnebenwirkungen, die Gadolinium zugeschrieben werden, vor allem nach mehrfachen Injektionen auftraten.

Auch sollten Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen, ob ein aufgrund des Kontrastmittels möglicherweise genauerer Befund die möglichen Risiken aufwiegt. Denn zweifelsohne kann das Kontrastmittel das kleinere Übel sein. So zum Beispiel, wenn ein Tumor durch eine MRT eingegrenzt werden kann und nach der Entfernung regelmäßige Kontrolluntersuchungen nötig sind.
Und zum Schluss: Jede Kontrastmittelinjektion sollte schriftlich dokumentiert sein, zum Beispiel im ärztlichen Befund, der Ihnen ausgehändigt wird, oder als Eintrag in Ihrem Röntgenpass.

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– Gute Pillen – Schlechte Pillen 03/2019 / S.16